geboren am 22.06.1910 in Wien
gestorben am 18.01.1993 in Wien
beerdigt auf dem Ottakringer Friedhof (Gruppe MK, Reihe 4, Nummer 25)
1984 Goldenes Wienerherz von der “Robert-Posch-Vereinigung“
1991 Robert Stolz Medaille in Silber von der “Robert-Posch-Vereinigung“
1999 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
ORFEUS als erfolgreichster Textautor seit 1945
Fenstergucker-Relief
Augustin Plakette von der “Robert-Posch-Vereinigung“
Goldene Feder
Robert Stolz Medaille in Bronze von der “Robert-Posch-Vereinigung“
Goldenen VÖT-Nadel
1998 Josef-Kaderka-Park im 17. Wiener Gemeindebezirk
von TochterBiographie von
Emmerich ArlethWerklisteDiscographieNotenblätterVeranstaltungSendungenPresse
Sein Herz schlug für Wien und die Wienermusik
Josef “Pepi” Kaderka wurde am 22. Juni 1910 als Sohn von Marie (geb.Niederleitner. Wachauerin und Herrschaftsköchin in Wien) und Josef Kaderka (gebürtiger Dornbacher, gelernter Schuster und später Straßenbahner) in der Burghartstraße in der Brigittenau geboren, wo er mit seinen Eltern bis zu seinem 4. Lebensjahr lebte.
Die Familie übersiedelte in den 16. Bezirk in die Straßenbahnerhäuser in die Montleartstraße 58. Der kleine Pepi besuchte die Volks- und Bürgerschule in der Lorenz-Mandelgasse und fühlte sich schon in jungen Jahren sehr zur Musik hingezogen.
In Schulaufführungen spielte er gerne Theater, trug Gedichte vor, die er nach einmaligem Durchlesen fehlerfrei aufsagen konnte. Als er einmal als Erster aufgerufen wurde, um ein Gedicht vorzutragen, konnte er es nicht. Der Lehrer glaubte ihm nicht, dass er es immer erst in der Schule vor dem Unterricht lernte und stellte ihn auf die Probe – und es klappte.
Mit10 Jahren bekam er bereits seine heiß ersehnte Zither (heute noch im Familienbesitz). Nach dem Schulabschluss wollte er sich gleich der Musik widmen, doch Vater Kaderka bestand darauf, dass er vorerst einen “anständigen” Beruf erlerne. So absolvierte Kaderka seine Lehrzeit als Schriftsetzer beim Herold-Verlag in der Strozzigasse und schloss diese auch erfolgreich ab.
Mit 16 Jahren, noch während seiner Lehrzeit, kaufte er sich eine Geige und ein Schlagzeug und nahm Unterricht. An Sonntagen gab es immer Musik beim “Pisseker” in Ottakring, die Kapelle seines Musiklehrers spielte dort, und einmal durften der “Pepi” und sein Freund Hans Englinger (der ein Leben lang sein Freund und späterer Musikkollege in Trios war) mitspielen. Wie er immer erzählte: “In der letzten Reihe die 17.Geige…!”, aber stolz waren die beiden sehr und naschten am Applaus mit.
Nach Abschluss der Schriftsetzerlehre begann bald darauf seine Musikerlaufbahn: Breitenseer-Casino-Tanzschule, verschiedene Trios, Quartette, Combos usw. das erste Auslandsengagement im Trio nach Schweden auf die Insel Gotland, Kolosseum Schmelz in der Schanzstraße, Titania-Theater usw. und 16 Jahre bei der Tanzkapelle Ferry Hecht, die lange Jahre im Tanz–Etablissement Thumser (mit der bekannten Chefin “Paula Tant’) spielte.
1936 heiratete er seine Steffi und übersiedelte nach Breitensee (14.Bezirk, Marnogasse 1), wo er bis zu seinem Tod lebte. Doch seine besondere Liebe galt immer dem 16. Bezirk, seinen Kindheitserinnerungen – und den vielen Lausbubenstreichen. Er war fast wöchentlich mit kleinen Blessuren im Wilhelminen-Spital und wenn er einmal längere Zeit nicht aufkreuzte, fragten die Ärzte: “Ist der Peperl krank?”
Unter anderem spielte er bereits in der Sandkiste mit einer gewissen Greti, verlor sie aber aus den Augen und in späteren Jahren, als er bereits textete, fand er sie im Rubato-Musikverlag als Gattin des Musikverlegers Karl Hrubes wieder.
Seine Eltern waren auch im Besitz eines Schrebergartens in der Johann-Staud-Gasse (jetzt genau das Grundstück, auf dem der Hubschrauber-Landeplatz des Wilhelminenspitals ist). Der Weg dorthin war für Pepi ein “Zwang”, denn Gartenarbeit war nicht sein Faible.
1940 wurde er zum Militär eingezogen und war im slowakischen Malacky – zum Glück für ihn – beim Musikcporps stationiert und seine Talente kamen dort voll zur Geltung. Er schnitzte und malte für die Familienmitglieder der Offiziere und Kameraden Puppenwiegen, Spielzeug, drechselte als Geschenke Dosen und Schachteln usw., er sang und spielte Sketches im Militärtheater, u.a. mit Vater “Schnapperbuam”, war er bei den Aufführungen mit Hilde Krahl, Jane Tilden und Richard Eybner dabei. Er malte und karikierte seine Vorgesetzten und Kameraden und war allseits sehr beliebt, jeder nützte Kaderka’s Können für seine eigenen Zwecke. Aber schlau war er auch! Er fertigte sich eine große Mappe mit der Aufschrift “General” und marschierte damit durch die Gegend und keiner hielt in auf. Viele Geschichterln säumen Kaderka’s Militäreinsatz, doch zum guten Ende kam er heil aus dem Krieg nachhause.
Auch sein erster Text entstand in Malacky: “Heiliger Ulrich, du kennst mei’ Lad…. wann’s mi beim Hamgeh wutzelt und draht”.
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Nach den Kriegsjahren widmete er sich in seiner Freizeit voll dem Texten und der erste durchschlagende Erfolg wurde geboren. “Zwa Bleamerln steh’n am Wiesenrand”, sein Freund und Musikverleger Bruno Hauer (Fortissimo Verlag, Sohn von Josef Matthias Hauer, Komponist und Musiktheoretiker, der eine eigene Form der 12-Ton-Musik entwickelte) komponierte dazu die Musik. 1946 war diese Art der Musik eine Sensation, der erste Tango mit einem Dialekttext – das war neu und der Erfolg dementsprechend.
Eine kleine Geschichte dazu: Hauer kam aus Ottakring in die Marnogasse zu Kaderka: “Pepi, i hab da Idee, was haltst davon? An Tango mit an Dialekttext?” Ein paar Neuigkeiten und Ideen wurden ausgetauscht und Hauer verabschiedete sich wieder. Kaderka nahm den Bleistift und schrieb den Text in kürzester Zeit wie in einem Atemzug durch, zog sich an, setzte sich aufs Fahrrad und radelte damit los und erwischte Hauer gerade als, er von diesem Besuch nachhause kam (Der Bleistift und das Original- Manuskript sind im Familienbesitz).
Es folgten hunderte Texte mit namhaften Komponisten wie z.B. Theo Ferstl, Franz Grohner, Prof. Leopold Grossmann, Edwin Kölbl, Willy Jelinek, Leopold Kubanek, Hans Lang, Lothar Steup, Kurt Gründler, Rudi Schipper u.v.m. und ebenso viele Interpreten sangen diese Lieder live, auf Schellacks, MCs, LPs und bis heute auf CDs, z.B. “Schleckerpatzl”, “A Glaserl mit an Henkel”,”I hab halt a Faible für Ober St. Veit”, “Der Dornbacher Pfarrer steckt aus”, “Einen Wiener kennst sofort…”, “In Mauer fang ma an”, “Hörts, bei euch da gfallts ma!”, “I hab ka Angst ums Weanerliad”, “Meine vier Wänd'”, “Zimmer Kuchl, Kabinett”, “Die Fahrkarten nach Wien”, “Mir singen und dudeln miteinand”, “Di und mei Wean” usw. Endlos lang ließe sich die Liste der Komponisten und Interpreten fortsetzen. Auch Peter Alexander sang seinerzeit bei seinen Auftritten im Theater Colosseum in der Schanzstraße im 14. Bezirk “Wenn geschlossen, bitte läuten”, “Der Sheriff von Arkansas” und diese Lieder wurden auch immer wieder im Rundfunk gespielt. Das Lied “Eine kleine Mansarde”, auch von Alexander gesungen, erschien später auf einer CD der “Bear Family Records”: “Peter Alexander & das Orchester Karl Loube – Die Rot-Weiß-Rot-Aufnahmen”.
“Mein Vater ist ein Graf”, “Jeden Tag a Hendl”, “Wann im Leb’n amol Halbzeit is”, “A Muatterl kennt kan Feiertag”, “Suachst an Zwiefel, find’st an Knofel”, “Aber die Amsel sie singt” wurden oft von Heinz Conrads in seinen beliebten Sonntag-Vormittag-Sendungen “Was gibt es Neues” und später in den Fernseh-Sendungen am Samstagabend gesungen.
Seinerzeit – und bis heute – reichend sangen und singen bekannte Interpreten seine Lieder, wie.z.B. Willy Hagara, Maria von Schmedes, Erni Bieler, Rudi Hofstätter, Rudolf Carl, Karl Merkatz, Adolf Dallapoza, Hias, Hilli Reschl, Wolf Aurich, Wolf Frank, Walter Heider, Christl Prager, das Duo Czapek, Reserl Schönegger, Karl Jakobi, Gerhard Heger, Peter Rosen, Prof. Marika Sobotka, Rita Krebs, das Duo Gerner-Bregesbauer, Kurt Strohmer, Helga Kohl, Ingrid Merschl, Thomas Schmidt, diverse Wienerlied- und Schrammelduos- und Trios und und und…. mit einem Wort: jeder Musiker und Interpret der wienerisches Programm spielt und singt, hat auch Lieder von Josef Kaderka in seinem Repertoire. Er schrieb auch viele deutsche Versionen für die böhmische Blasmusik Bohemia, für Wendys Blasmusik, für die Oberkrainer usw.
Es ist unmöglich, in einer kurzen Zusammenfassung alle Komponisten, Musiker, Interpreten anzuführen, aber eines muss unbedingt erwähnt sein: alle setzten und setzen sich mit ihrem ganzen Können und Sein für Wien und das gesamte “todgesagte” Wienerlied ein und dafür sage ich persönlich als Verfechterin des Wienerliedes DANKE!
Doch zurück zu den 50er-Jahren. Nach Auflösung des Tanz-Etablissements “Thumser” kamen für Kaderka viele Engagements bei Bällen und div. Tanzveranstaltungen, dann ging es weiter in Österreichs Kurorte, meist im Trio Schnabl-Englinger-Kaderka, dann kamen die Auslands-Engagements in die Schweiz (Trio Englinger-Raska-Kaderka) und nach Finnland. In der Schweiz entstand auch das Lied “Die Fahrkart’n nach Wien”, denn die Sehnsucht nach Wien und nach seinem Zuhause stand immer im Vordergrund seines Lebens. Nur zuhause, in seiner “Bauernstube” (selbst gezimmert und bemalt), auf seiner Bank, mit seiner Arbeitsgeige (Melodien gezupft) in der Hand, konnte er Texte schreiben, nirgendwo anders klappte es richtig. So entstanden im Laufe seines Lebens diese vielen wunderschönen Texte, Bilder (die er als Autodidakt und Naturtalent malte) und bemalte Schnitzarbeiten (großteils im Ottakringer Bezirksmuseum und im Familienbesitz).
Was die wenigsten vielleicht wissen, ist, dass er seit seinen Anfängen als Texter auch zu hunderten gedruckten Notenausgaben die Titelseiten zeichnete und beschriftete, bis der Computer diese Arbeiten ablöste. Doch man kann sie in den Verlagsarchiven immer wieder finden wie z.B. Fortissimo Verlag, Rubato Verlag, Phöbus, Dillmann usw. und natürlich auch im Kaderka- Notenarchiv.
Sein Freund Stefan Praschl, akad. Maler und “Lehrmeister”, Prof. Fahringer und er verbrachten viele Stunden bei der Malerei im Zoo. Praschl und Kaderka fertigten in der Nachkriegszeit gemeinsam die Käfigbeschriftungen in Öl auf Blechplatten an, Praschl malte, Kaderka beschriftete, doch leider sind sie alle den Weg des Vergänglichen gegangen, verrostet, verloren oder der Modernisierung zum Opfer gefallen. So auch die riesengroßen Plakate, die in den Stadtbahnstationen und Plakatwänden für den Tiergarten warben, von Praschl gemalt, von Kaderka beschriftet.
Nicht ohne ein kleines Schmunzeln der Akteure gab es in Deutschland eine “Goldene Schallplatte” für das Lied “Jeder Autofahrer wird zum Nasenbohrer”!
Auch wurde ihm das Glück zuteil als lebender Künstler mit vielen Auszeichnungen geehrt zu werden:
- mit dem “Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien”,
- im Rahmen einer Fernseh-Veranstaltung “Internationaler Schallplattenpreis” wurde er als erfolgreichster Textautor seit 1945 mit dem ORFEUS ausgezeichnet,
- mit dem “Fenstergucker-Relief”,
- der “Augustin Plakette”,
- der “Goldenen Feder”,
- der “Robert Stolz Medaille” in Bronze und Silber,
- der “Goldenen VÖT-Nadel” und anderen mehr.
- Für sein umfassendes Lebenswerk wurde Josef “Pepi” Kaderka von der Stadt Wien auch noch mit einer Gedenktafel in der Marnogasse im 14. Bezirk und einer Parkbenennung auf der Alszeile im 17.Bezirk posthum geehrt.
Er war ein Multitalent als Musiker (Geige, Schlagzeug, Zither, Hawaiigitarre, Akkordeon, Okarina und Gesang), als Texter und Maler. Viele Bilder wurden von uns als Geschenk aus der Zeit um 1950 Tiergarten-Malerei dem Tiergarten Schönbrunn übergeben.
Möge das Lebenswerk Josef “Pepi” Kaderka der Nachwelt erhalten bleiben für alle, die Wien und das Wienerlied lieben und schätzen um es auch an die nächsten Generationen weiterzugeben mit seinen Worten “I hab ka Angst ums Weanerliad!”
Mein Dank geht an alle die unser Wiener Kulturgut Wienerlied in seinen vielen Facetten lieben, pflegen und am Leben erhalten. Den Interpreten, den Musikern und natürlich allen Freunden dieser Musik!
Herzlichst
Ihre
Hedy Slunecko-Kaderka
* 14. März 1940 bis † 21. Dezember 2020
Es ist mir Freude, ja Vergnügen über den Musiker, den Textdichter Josef Kaderka zu schreiben:
„I hab‘ ka Angst ums Weanaliad“, „A Glaserl mit an Henkel“, „Es gibt tausend Gründe um Wien zu lieben“, „I hab‘ halt a Faible für Ober St.Veit“, „Zwa Bleamerln stehn am Wiesenrand“, „Einen Wiener kennst sofort“, „Der besondere Tag“, „Mein Vater ist ein Graf“, „Das Denkmal vom lieben Augustin“, „Schleckerpatzl“, „Das rote Lebzeltherz“ usw. usw..
Was, das alles hat er geschrieben ? Ja, das und noch einiges mehr stammt vom Josef, der in der „Brä“, in der Brigittenau geboren, dann durch die Übersiedlung seiner Eltern „Ottakringer“ gewordene, besuchte die Schulen im Bezirk der „Schrammeln“ und lernte Schlagzeug, Gitarre, schrieb so nebenbei Gedichte, Artikel, dann auch Liedertexte und kam durch die Musik viel herum. Nachdem er so etliche „Kochlöffel zertrümmert hatte“ begann er auch Schlagzeug zu spielen.
Allerdings seine Liebe zum Wort war der Anlass, dass er Schriftsetzer wurde, leider musste er aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln und wurde – wie er sich selber bezeichnete – „musikalischer Techniker“, eben Schlagzeuger.
Oder „Wir spielten die 17. Geige“ beim „Pissecker“ oder im Breitenseer Casino, dann übersiedelte er in den 14. Bezirk und blieb ihm treu bis zu seinem Tod.
Die Musik half ihm während der Kriegszeit, er kam zum Musikkorps , spielte auch in einem Fronttheater Sketches und sein zeichnerisches Talent verhalt dann zu Karikaturen, neben den Künstlerkollegen karikierte er auch seine Vorgesetzten.
Die Kriegszeit hatte er glücklich, gesund überstanden und mit seinem ersten „Zwa Bleamerln steh’n am Wiesenrand“ begann es und setzte sich fort bis zu – na ja – an die tausend Texte, wie wir einige vorher kennen lernten und die bekanntesten Komponisten hatten mit ihm zusammen gearbeitet:
Ferry Andree, Raimund Brettner, Richard Czapek, Josef Fiedler, Kurt Gründler, Bruno Hauer, Fritz Killer, Edwin Kölbl, Leopold Kubanek, Hans Lang, Bruno Lanske, Ludwig Miklosch, Hans Neroth, Franz Püttner, Lothar Steup, Hans Weiner Dillmann, mit Franz Grohner und Hilde Langauer entstanden „Aus an Zwetschkenkern, kann ka Birnbaum wer’n“ und das „An Wiener kennst sofort, wann er Servus sagt“.
Seine Texte gehören zu den Wiener Juwelen und ich war dabei, als der „Pepi“ im Rathaus das „Goldene Ehrenzeichen“ erhielt. Damals neben ihm die „Lady des Wienerliedes”, Emmy Denk, auch sie wurde mit dem „Goldenen“ geehrt.
Seit dem 18.1.1993 bleibt nur die Erinnerung und die Texte des Josef „Pepi“ Kaderka. Und eine Gedenktafel.
Text von Emmerich Arleth