geboren am 07.06.1913 in Wien
gestorben am 03.09.1997 in Wien
beerdigt in Wien auf dem Ottakringer Friedhof (21-10-14)
1974 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
1977 Goldene Schallplatte
1993 Robert-Stolz-Medaille in Gold von der “Robert Posch Vereinigung” (06.06.1993)
1993 Alter Drahrer vom Verein “Wiener Volkskunst” (15.09.1993)
Richard Czapek wurde am 7. Juni 1913 in Wien Ottakring geboren. Seine Mutter, eine Krankenschwester und sein Vater, Maschinenschlosser, waren beide geborene Wiener. Da sein leiblicher Vater seine Mutter erst kurz vor seinem Tode ehelichte, hieß Richard bis zu seinem 6. Lebensjahr – nach seiner Mutter- Strauß. Seine Jungendjahre verbrachte er in Ottakring, jedoch in der Zeit vom 11. bis zum 14. Lebensjahr wohnte er in einem Waisenhaus in der Josefstadt. Seine Tante und sein Onkel, die beide gern musizierten, nahmen ihn schon als kleines Kind in einen Schuhplattler-Verein mit. Dort trat er mit ihnen auf und lernte auch tanzen. Seine erste große Vorstellung wagte Richard im damaligen Hernalser Brauhaus, wo er trotz seiner Kindheit die zweite Stimme zu den Wiener Liedern sang und er gebührenden Applaus erntete.
Nach der Pflichtschule erlernte Richard den Beruf des Schriftsetzers. Musikalisch sehr interessiert, nahm er Gitarre- und Gesangsunterricht und spielte für den Hausgebrauch die Schrammelharmonika. Mit sechzehn Jahren traf er durch Zufall seinen Freund und früheren Schulkollegen Bruno Hauer. Sie komponierten gemeinsam einen Schlager, der Erfolg hatte, jedoch keine Tantiemen einbrachte. Kurz danach, es war im Jahr 1934, bekam er ein Engagement als Schlagersänger bei der großen Jazzkapelle Silvester Schieder und bekam im Jahr 1935 bei einem Jazz-Wettbewerb im Wiener Konzerthaus die „Große-Silberne-Band“ Nadel.
Während des 2. Weltkrieges diente Richard in Russland, wurde dort verwundet und kam dann in afrikanische Gefangenschaft am Rande der Wüste. Das Österreicher-Lager bestand aus 1500 Mann, unter französischer Führung. Durch sein musikalisches Talent und Können wurde er immer wieder gebeten, Wehrmachtsabende zu betreuen. Mit Hilfe der Lagerleitung gründete er eine Musik- und Theatergruppe, bei der er mitwirkte. Sie bekamen vom Papst ein Klavier und alle Instrumente, die ein Orchester benötigt. Sie spielten – 10 Mann – für die französischen Offiziere und deren hohen geladenen Gästen und natürlich für ihre Soldaten. Sogar ein Schrammel-Quartett stellten sie zusammen.
In dieser Zeit der Gefangenschaft, geführt und getrieben durch großes Heimweh, geschah es. Aus dem Schlagersänger wurde ein Wienerliedsänger und Komponist. Erst 1946 wurde Richard aus der Gefangenschaft entlassen. Sein erster Weg nach seiner Rückkehr führte ihn zu seinem Freund und ehemaligen Schulkollegen Bruno Hauer, der in der Zwischenzeit Verleger geworden war. Dieser gab ihm die Chance, die Verlagsrechte seines ersten selbst komponierten Wienerliedes „A klaner Beserlpark da drauß’n in Hernals“ in seinem „Fortissimo-Verlag“ zu verwalten und die Komposition zu veröffentlichen. Da dieses Lied in den Jahren 1947 und 1948 ein großer Erfolg wurde, nahm der Verlag weitere Kompositionen von Richard Czapek an.
In Zusammenhang mit dem Lied „A klaner Beserlpark da drauß’n in Hernals“ erzählte der Komponist selbst eine kleine Episode:
Das Lied „Beserlpark“ war schon sehr bekannt, als eines Tages eine Frau zu mir kam und sie entdeckte zufällig am Tisch die Noten dieses Liedes. Plötzlich höre ich sie sagen: „Des is a Lieblingsliad von mir, der Föderl hat wirklich schöne Melodien!“
Ich erwiderte: „das ist nicht vom Föderl, das Lied ist von mir, und sogar Text und Musik!“
Darauf die Frau: „Was? Des Liad is vom Föderl, i sing’s wo i nur hinkomm! Ihna kenn i nur vom seh’ng! Czapek?! Den hab i no nie g’hört!
Ich reagierte aber prompt, beruhigte die Frau, indem ich sie beim Glauben ließ, das Lied wäre vom Föderl, denn ich wollte auf gar keinen Fall eine Anhängerin von meinem Lied verlieren.
Weitere Kompositionen folgten:
„I hab halt a Faible für Ober St.Veit“ Auch dieses Lied wurde ein Bestseller. Populär hat es auch der Schmid Hansl gemacht.
„A klaner Bua spielt sich im Sand“
„Amal im Monat pfeif i auf Jazz“ mit Textdichter Hans Schober und Walter Lechner
„Geh borg mir doch die G’sicht“
und viele andere, rund 350 Kompositionen.
Später nahmen auch andere bekannte Verlage, wie Weltmusik, Eberle, Hermann Schneider (Polydor) seine Kompositionen gerne an.
Richard Czapek komponierte nicht nur Wienerlieder, sondern auch Ländler, Märsche und Schlager.
In dieser Zeit suchte Richard Czapek auch die Zusammenarbeit mit den Textautoren, Komponisten und Künstlern von damals, wie Ferry Wondra, Emmerich Arleth, Rudi Kreitner, Josef Sirowy, Leopold Kubanek, Josef Petrak, Hans Hauenstein, Hans Rathauscher, Franz Ichmann, Hans Eidherr, Ludwig Lewinter, Karl Sprowacker, Karl Haslinger, Karl Nemec und andere.
Eine besondere Ehre war es für ihn, dass Paul Hörbiger und Elfriede Ott seine Komposition „Heut‘ war die alte Zeit bei mir“ auf Schallplatte aufgenommen haben.
Seine zweite Frau, die er im Jahr 1950 in einem Kaffeehaus, wo er spielte und sang, kennen lernte, wurde seine Gesangspartnerin. Sie gründeten gemeinsam das „Duo Czapek“, das ca. 40 Jahre bei den verschiedenen Veranstaltungen -u.a. auch in der Schweiz und Deutschland – mitwirkte.
Das Duo Czapek sang auf über 140 Singles vorwiegend eigene Kompositionen, aber auch jene von Kollegen.
In den Jahren 1980 bis 1987 waren sie monatlich, außer im Sommer, im Großen Festsaal des Wiener Rathauses bei den „Goldenen Hochzeiten“ engagiert. Ein 12-Mann Orchester begleitete sie bei ihren Auftritten. Die Ehrengäste wurden vom damaligen Bürgermeister Gratz und später vom Bürgermeister Zilk begrüßt und geehrt.
Auch bei den Heinz Conrads Fernsehsendungen waren sie bei 15 Klein- und 6 Großveranstaltungen engagiert.
Richard Czapek war Präsident der „Vereinigung das Wienerlied“ und Ehren-Mitglied des Schellack-Vereines, wo er auf ca. 100 Platten als Sänger zu finden ist (seit 1948).
Neben zahlreichen Auszeichnungen wurde ihm vom damaligen Bürgermeister, Leopold Gratz im Jahr 1974 das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien“ verliehen.
Am 3. September 1997 verstarb Richard Czapek leider viel zu früh, er lebt jedoch mit seiner Musik in den Herzen der Wiener weiter.
Rosita S. Romano
Juli 2022
Ich bin am 7. Juni 1913 in Wien (Ottakring) geboren, in Ottakring aufgewachsen und auch heute noch im 16. Bezirk wohnhaft; also ein waschechter Ottakringer. Meine Tante und mein Onkel, die beide musizierten, nahmen mich schon als kleines Kind in einen Schuhplattler Verein mit, dort trat ich mit ihnen auf und lernte auch tanzen. Mein erster großer Auftritt aber war im damaligen Hernalser – Brauhaus, wo ich sozusagen auf der Pawlatschen stand und trotz meiner Kindheit die richtige zweite Stimme zu den Wienerliedern sang, worüber sich alle freuten.
Als ich sechzehn Jahre alt war, begann ich als Schlagersänger, wie es auch in unserer Jugend Mode war. In dieser Zeit traf ich meinen Freund Bruno Hauer, mit dem ich die Schulbank gedrückt hatte und wir komponierten zusammen einen Schlager, der sogar ziemlich gut lief, aber keine Tantiemen einbrachte. Im Jahre 1934 bekam ich als Schlagersänger bei der großen Jazzkapelle Silvester Schieder ein Engagement und es sah aus, als bliebe ich bei der Tanzmusik. Ich lernte in dieser Zeit Gitarre und Gesang. Der zweite Weltkrieg zerrte mich von Russland bis Afrika und egal zu welcher Einheit ich auch kam, ich musste überall die Wehrmachtsabende betreuen. In der Gefangenschaft führte mich dann das Heimweh direkt zum Wienerlied hin. Und kaum war ich in der Heimat, traf ich wieder Bruno Hauer, der mittlerweile Verleger wurde. Er entdeckte mich, wie man so sagt und er als Verleger sowie ich als Komponist und Textdichter hatten gleich mit meinem ersten Lied Erfolg. Es war das Wienerlied: „A klaner Beserlpark da draußen in Hernals’“!
In diesem Zusammenhang möchte ich eine kleine lustige Episode erzählen. Das Lied ”Beserlpark” war schon sehr bekannt, als eines Tages eine Frau zu mir kam und sie entdeckte zufällig am Tisch die Noten dieses Liedes. Plötzlich höre ich sie sagen: „Des i a Lieblingsliad von mir, der F ö d e r l hat wirklich schöne Melodien!”
Ich erwiderte: ” Das ist nicht vom F ö d e r l, das Lied ist von mir, und sogar Text und Musik !”
Darauf die Frau:” Was? des Liad is vom Föderl, i sing’s wo i nur hinkomm ! Ihna kenn i nur vom seh’ng ! C z a p e k?! den hab i no nie g’hört! Ich reagierte aber prompt, beruhigte die Frau, indem ich sie beim Glauben ließ, das Lied wäre vom F ö d e r l, denn ich wollte auf gar keinen Fall eine Anhängerin von meinem Lied verlieren.
Diesem Lied folgten dann noch einige Schlager, einer davon wurde zum Teil recht bekannt. Es war der Tango : „Komm tan ma Herzerltauschen I“ Aber allmählich erkannte ich, dass mir das Wienerlied besonders liegt.
Und so entstanden die folgenden Lieder;
„I hab halt a Faible für Ob. St. Veit“, wo auch der halbe Text von mir ist. Auch dieses Lied wurde ein Bestseller.
Dann schrieb ich das Lied: „A klaner Bua spielt sich im Sand“. Dieses Liedl brauchte leider viele Jahre bis es Erfolg hatte.
Eines Tages traf ich den Textdichter Hans Schober, und ich liess durchblicken, dass ich gerne ein Lied für die Jugend schreiben möchte, worin ich ihnen sagen will, sie mögen trotz der modernen Tanzmusik nicht ihr Wienertum vergessen oder verleugnen. Hansl Schober hatte auf der Stelle einen Titel „ Einmal im Monat da pfeif i auf Jazz !“ Mit Walter L e c h n e r wurde die Nummer dann komplettisiert.
Nun ist es Zeit, etwas für mich sehr wichtiges zu erwähnen. Meine Frau!
Sie ist nicht nur eine scharfe Musikkritikerin und Textdichterin, sondern singt auch noch mit mir auf Bühnen und Schallplatten.
Eines Tages sagte sie zu mir: “ Es ist eigenartig, du als waschechter Ottakringer schriebst Lieder über Hernals (Kunststück wenn meine Frau eine Hernalserin ist) über Ober St.Veit, aber über dein geliebte Ottakring hast du noch kein Lied komponiert. Und, da wir gerade am Nachhauseweg vom Liebhartstal waren, inspirierte uns die Gegend rund um die Ottakringer – Kirche zum nächsten großen Erfolg – es entstand
„Alt Ottakring war, vor ca. 50ig Jahren a Ortschaft mit ganz klane Gasserln !“
Dann folgten weitere Lieder wie: „Vergesst’s ma net aufs Weanerliad“, „Bis i heut hamkomm is e schon morg’n“, „Heut hab i mei Tuchent am Gang“, „Die alte Dampftramway“, „Kling klang kling – hast mi no gern“, „I war als junger schon a alter Weana“
mit Ferry Wondras Text: „Bei uns daham in Breitensee „
mit Emmerich Arleth: „Vormittags bin i im Wirtshaus“.
Diesen Kompositionen folgte wieder ein ganz grosser Bestseller: „Heut war die alte Zeit bei mir, leider nur im Traum“. Den Text dazu schrieb Rudi Kreitner.
So lustig es klingen mag, ich als Komponist arbeite trotzdem als Textdichter mit prominenten Wienerlieder-Komponisten zusammen. So z.B. mit Josef S i r o w y das Lied: „Ich träume so gern vom alten Wien!“ Oder mit Leopold K u b a n e k: „I brauch kan Kontrapunkt, sing i a Weanerliad“
Ausser den bereits genannten Textdichtern arbeite ich noch mit folgenden Autoren zusammen:
Josef Petrak, Hans Hauenstein, Ferry Wondra, Hans Rathauscher, Franz Ichmann, Hans Eidherr, Ludwig Lewinter, Walter Lechner, Karl Sprowacker, Karl Haslinger und Karl Nemec.
Bis jetzt habe ich 140 Lieder komponiert.
Als „Duo Czapek“ singe ich mit meiner Frau auf Polydor-Schallplatte, Rex-Roval und Olympia.
Weiters möchte ich noch angeben:
Dass ich von Beruf gelernter Schriftsetzer bin.
Dass ich mir die Texte zu meinen ersteren Kompositionen alle selbst machen musste, das ich doch noch unbekannt war und ich auch keine Textdichter kannte.
Das Lied “ I hab halt a Faible für Ober St. Veit“ hat mir am meisten der Schmid Hansl populär gemacht.
Wogegen sich um den “ Beserlpark“ der Kainer Hansl jahrelang angenommen hat.
Von allen angeführten Liedern sind (bis auf eines) Schallplatten vorhanden.