Gründer und Inhaber des Plattenlabels Polyhymnia
geboren am 30.07.1926 in Wien;
gestorben am 29.01.2002 in Wien
Dies soll keine Lebensbeschreibung im normalen Sinne werden, es ist ein Freundschaftsbrief:
Lieber Hans Eidherr, Freund, Texter und Komponist beginne ich also, wie lange kennen wir uns eigentlich ? Ich rechne zurück und komme auf die unwahrscheinliche Zahl von mehr als, kann das stimmen, bald 45 Jahre!
Ja, ja es ist schon richtig. War es doch noch die Zeit, als ich mit meinem Vater “tingelte“, er sang gern „Ich bin ein echter Wiener Patriot, trink amal weiß, trink amal rot“ … und nicht nur dieses eine Lied vom Hansl Eidherr!
Das Lied aus Wien wurde Hans Eidherr bereits an der Wiege gesungen, von seinem Vater, der Holzbildhauer zum Beruf und eine angenehme Stimme hatte, die, wenn die Mutter dazukam vorerst im Duett, dann mit der Kinderstimme, zum Terzett wurde.
„Mein Vater, das war noch a Wiener“ ist so eine kleine Erinnerung an die Kinder- und Jugendzeit. Da hat dann der Hansl seine Ziehharmonika genommen, im Nu waren die Hoffenster des Hauses besetzt und die Zuhörer zollten Beifall für diese Art „Wiener Hausmusik- Marke Eidherr-Familie“.
Wie selten wird in der heutigen Zeit „Hausmusik“ betrieben. Vor ihm – vor Hans – lag ein weiter, beschwerlicher Weg, ehe er zu schreiben, zu komponieren beginnen konnte.
Dieser harte Weg zwang ihn – den Sohn der Musen – ganz jung in die Arme des „Mars“, in die Armee des Krieges.
Schwerst verwundet musste er drei Fußamputationen erleiden, kam als 100% Kriegsinvalider, an Leib und Seele geschädigt, zurück.
Nach dem Kriegsende besuchte er eine technische Schule und, da er vor der großen Auseinandersetzung sehr viel Sport betrieben hatte, nahm er an Meisterschaften für Versehrte teil, errang mit 4.50m im Weitspringen einen Meistertitel.
„Jeder Erfolg, den man erringt, zählt doppelt“, hieß es für Hans Eidherr, der im „Frühling seines Lebens „einen schweren „Lebenswinter“ erlebt hat.
So erging es dann mit seinen Liedern. Kleine Gedichte, Kurzgeschichten, Erzählungen, Rückblicke gelangten in die Zeitungen. Seine Texte und Kompositionen bekamen die Anerkennung, die er so dringend brauchte.
Jetzt kann ich ein paar Titel nennen, die Eidherrs Weg „hinauf“ unterstützten: „Ich könnt heut‘ die Welt umarmen“ ist aus seiner Operette „Musterkollektion für Granada“, „Dort,wo Beethoven gegangen ist“, „Ein Wienerlied ganz ohne Wein“, „Es soll net schlechter werden“, „Ich denk so gern zurück“ und seine „singende, klingende Unterwelt“; da gibts von ihm jetzt auch ein Buch mit CD’s, es trägt den Titel „Also fahr ma Euer Gnaden“ und behandelt u.a. die Sprache des sogenannten „Rotwelsch-Milieus“.
Dazu eine kleine G’schicht, welche mir der Hansl selbst geschildert hat: über die „Unterwelt“ hatte er eine Sendung arrangiert. Es meldete sich, nach dieser, telefonisch bei ihm ein Herr und bat um eine Kassette. Eidherr sagte zu und meinte nur „ich werde sie ihnen ‚per Nachnahme‘ schicken !“
„Was is’n des?“, war die Frage. „Na, der Briefträger kommt, bringt des Bandl, halt die Hand auf und sie zahlen!“
Zwei Wochen später kam das „Bandl“ retour, mit dem postalischen Vermerk „Empfänger derzeit unbekannten Aufenthalts!“
In der Zwischenzeit ist Hans Eidherr „Vize“ in der AKM geworden und ich freu‘ mich, dass ich so lange seinen Weg mitverfolgen konnte.
Erich Benedini, Theo Ferstl, Leopold Grossmann, Heinrich Hauptmann, Rudi Luksch, Leopold Kubanek, Herbert Seiter waren seine musikalischen Weggefährten.
Hans Eidherr war Gründer der Schallplattenfirma Polyhymnia und Gründungsmitglied des VOET.
Text von Emmerich Arleth