geboren am 01.08.1911 in Wien
gestorben am 16.02.1999 in Wien
Das goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien
Der Hut vom lieben Augustin
Das goldene Wienerherz
Die Robert-Stolz-Medaille in Gold
Die Johann-Strauß-Statuette
Am 16.Februar 1999 schloss die unvergessliche Gretl Rubesch für immer ihre Augen. Sie war der gute Stern am Wienerlied-Himmel.
Gretl Rubesch ist am 1.August 1911 in Wien-Ottakring geboren und dort mit späteren Persönlichkeiten wie Josef Kaderka, Hans Neroth und Rudi Schipper aufgewachsen mit. Seit frühester Jugend war sie mit Musik und Künstlern “verbandelt”. Ihr verstorbener Ehemann Karl war Berufsmusiker, mit dem sie den bekannten “Rubato-Verlag” gründete, der sich größter Beliebtheit erfreute. Schwerpunkt des Verlages war, jungen und unbekannten Talenten eine Chance zu geben und viele Komponisten und Textautoren sowie Musiker und Interpreten, die uns heute allen bekannt sind, wurden durch den “Rubato-Verlag” gefördert.
In den Verlagswerken finden wir Namen wie Prof. Robert Stolz, Prof. Hans Lang, Prof. Ludwig Babinski, Prof. Hans Hauenstein, Prof. Horst Winter, Prof. Gerhard Track, Wondra und Zwickl, Lothar Steup, Prof. Karl Grell, Prof. Karl Farkas, Prof. Herbert Mogg, Charly Gaudriot, Hans Zeisner, Prof. Edwin Kölbl, Franz Grohner, Karl Sprowaker, Herbert Mytteis, Lea Warden, Prof. Herbert Seiter, Karl Föderl, Prof. Hans Neroth, Prof. Heinrich Riethmüller (Berlin), Fritz Pelikan, Prof. Rudi Jettel, Prof. Karl Eisele, Fritz Killer, Hermi Lechner, Josef Kaderka, Rudi Schipper, Josef Felsinger, Karl Nemec, Leopold Hofbauer, Prof. Leopold Grossmann, Prof. Karl Hodina, Erich Veegh, Adi Stassler, Prof. Franz Pilz, Hanns Schachner, Anton Krutisch, Rudi Luksch, Victor Poslusny, Joe Hans Wirtl, Franz Hesik, Heinz Wildauer, Hans Eidherr und viele andere Namen, deren Auflistung noch einige Seiten füllen würde.
Beim VÖT (Verband österreichischer Textautoren) war Gretl Rubesch über 30 Jahre als Schatzmeister erfolgreich tätig und auch dort sorgte sie für qualitätvollen Nachwuchs in den Reihen des Vorstandes.
Auch als Textautorin und Interpretin war Gretl Rubesch sehr erfolgreich. Schon 1949 trat sie mit Ernst Arnold und Franz Borsos in der Wiener Urania bei Wienerlied-Nachmittagen auf, wo man ihren Vortrag sehr schätzte. Auch gab es eine wöchentliche Künstler-Party im “Rubato-Verlag”, wo sich die damalige Künstlerprominenz traf. Karl Rubesch war als Hobbykoch sehr gefragt und servierte das beste Gulasch in der Leopoldstadt.
Nach dem Ableben von Karl Rubesch war eine kleine Verlagspause eingeschaltet und mit einer Gemeinschaftsproduktion mit dem Wiener Arion-Verlag (Franz Christ) begann ein neuer Start für den “Rubato-Verlag”. Karl Hodina wurde “dort” entdeckt und veröffentlichte dort erstmals seinen “Herrgott aus Sta” und viele andere Kompositionen. Alle Künstlerinnen und Künstler namentlich zu erwähnen, die Gretl Rubesch im Laufe der Jahre förderte, würde ebenfalls etliche Seiten in Anspruch nehmen.
Auch viele Schicksalsschläge musste Gretl Rubesch hinnehmen. Selbst nicht immer gesundheitlich auf der Höhe, meisterte sie unermüdlich ihre Verlagsarbeit und trat erst weit nach ihrem 80. Geburtstag in den verdienten Ruhestand. Die “Hochmuth-Verlage” übernahmen den “Rubato-Verlag” und führen ihn in ihrem Sinne weiter. Neuauflagen bekannter Titel, sowie Inverlagnahmen neuer Titel, sind, wie seinerzeit bei Gretl Rubesch, an der Tagesordnung.
Gretl Rubesch war auch Ehrenschutzpräsidentin bei Wienerlied-Vereinigungen und viele hohe Auszeichnungen bezeugen ihre Leistungen, wie zum Beispiel das “Silberne und Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien”, der “Hut vom Lieben Augustin”, das “Goldene Wienerherz”, die “Robert-Stolz- Medaille in Gold”, die “Johann-Strauß- Statuette” und viele Orden verschiedener Wienerlied-Vereinigungen und Vereine.
Wir alle wollen nochmals danken und uns daran erinnern, was für ein wertvoller Mensch unsere Gretl Rubesch war.
Auszug aus der Wienerlied-Zeitung “Der liebe Augustin”, 2. Quartal 1999 – wir danken für die freundliche Genehmigung. Obgenannte Zeitung heißt seit dem letzten Quartal 2005 “WIENERLIED aktuell – Der liebe Augustin”.
Gretl Rubesch und Josef Kaderka wuchsen gemeinsam in Wien-Ottakring auf und verbrachten ihre Kinderjahre in “Häuserblock-Nähe”. Im Laufe der Jahre verloren sie einander aus den Augen. In den Nachkriegsjahren griff Josef Kaderka zur Feder und begann mit dem Texten und erkundigte sich bei seinen Musiker-Kollegen, ob sie nicht einen Verlag wüssten, der sich seiner Texte annehmen würde. Es wurde ihm der “Rubato-Verlag” empfohlen. Also fuhr er in den 2. Bezirk in die Hollandstraße, wo der Verlag beheimatet war. Als er nach einem etwas mühseligen Erklimmen des dritten Stockes, den man, wie es in diesen alten Patrizierhäusern halt einmal so ist, nur über sehr viele Stufen erreichen konnte, keuchend vor der Tür stand und nach ein paar tiefen Atemzügen anläutete, staunte er nicht schlecht: Seine “Sandkasten-Liebe”, wie sie sich ab da immer scherzhaft bezeichneten, stand vor ihm. Die Freude war groß und, man kann es sich vorstellen, es gab viel zu erzählen.
Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich eine für immer anhaltende, tiefe Freundschaft mit dem Ehepaar Rubesch … und ich war auch immer dabei – und das mit großer Begeisterung. Erstens hörte ich damals schon gerne Musik und war von der Atmosphäre des Salons mit den beiden Flügeln, auf denen fast immer musiziert wurde, hellauf begeistert. Und zweitens fielen immer kleine Naschereien für mich ab und das war schließlich für ein Volkschulkind der Nachkriegszeit auch nicht von der Hand zu weisen.
In kürzester Zeit durfte ich allein den Weg durch den “Großstadtdschungel” vom 14. in den 2. Bezirk antreten und wenn es kühl war, bekam ich zu meinem Leidwesen immer eine rote Pudelhaube verpasst. Und das verfolgte mich so lange, bis meine geliebte Wahltante Greti für immer die Augen schloss. Bis zu ihrem Tod stellte sie mich, egal wo wir waren, immer mit den Worten vor: “Das ist mein Hederl mit der roten Pudelhaub’n, die Kaderka-Tochter”. – Na, ja – kein Kommentar über so manche Blicke, die mich trafen, da ich ja irgendwann auch schon etwas sehr lange aus dem “Teenager-Alter” hinausgewachsen war. Trotzdem denke ich immer gerne an die wunderschönen Stunden, die ich in der Hollandstraße und bei vielen Veranstaltungen mit Gretl Rubesch verbringen durfte.
Apropos Hollandstraße:
Eine “Wilde Sylvesterparty”
Es ging auf den Jahreswechsel zu und Gretl Rubesch rief mich an: “Hederl, ich lade Dich und deine Freundin Helga zu einer Sylvesterfeier zu mir nachhause ein, zwei Freundinnen von mir, die im selben Haus wohnen, kommen auch. Wir machen uns in einer „Weiberrunde“ einen lustigen, gemütlichen Silvesterabend. Seid um 21 Uhr bei mir!”. Wir waren damals alle alleinstehend.
Gesagt, getan – wir freuten uns auf den Abend und starteten erwartungsvoll von Breitensee in den 2. Bezirk in die Hollandstraße. Nach mehrmaligem Anläuten waren wir schon ein wenig nervös, denn es machte uns niemand auf. Hoffentlich ist nix passiert, dachten wir. Nach geraumer Zeit kam unser Greterl endlich an die Tür. Und wir staunten nicht schlecht: Sie öffnete uns im Schlafrock mit der Erklärung, sie sei eingeschlafen, aber das mache ja nichts, unsere Feier würde trotzdem stattfinden.
Na gut. Und dann ging es los, sie wollte schön sein, also ab ins Bad, Kopfwaschen!, Lockenwickler, föhnen, schminken usw., in der Zwischenzeit verschwand Helga in der Küche, um den halbfertigen Erdäpfelsalat zu Ende zu bringen und eine kleine Aufschnitt Platte herzurichten. Während wir beide dann im Salon den Tisch deckten, sauste Gretl ununterbrochen geschäftig hin und her, plötzlich zog sich ein sehr heftiger Geruch von Angebranntem durch die Räume. Was war los? Gretl hatte einen Topf mit Eiern auf den Herd gestellt und darauf vergessen. Das Resultat konnten wir sehen und riechen. Das waren die geplanten Mayonnaise-Eier. Die zerfuzzelte Garnierung und andere Beilagen legten wir, so gut es ging, auf eine Platte, Brot, Getränke. Die Glücksbringer konnten wir in der Eile nicht finden. Die Nachbarinnen “thronten” bereits im Salon, die Zeit raste bereits auf Mitternacht zu. Und eine Minute vor dem Erklingen der Bummerin saßen wir alle vereint im Salon. Gretl, rausgeputzt und schön, wir etwas gestresst und angeschlagen, und konnten mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr anstoßen.
Gegessen haben wir nachher! Aber in der Erinnerung kann ich nur sagen: Es war ein Chaos, doch wunderschön. So war unsere Gretl und so liebten wir sie!
Hedy Slunecko-Kaderka