geboren am 15.08.1888 in Gaudenzdorf, Meidling
gestorben am 28.06.1959 Wien, 9. Bezirk
beerdigt in einem ehrenhalber gewidmetem Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof, (Gruppe 15C, Reihe 2, Nr. 18), in dem auch seine Lebenspartnerin Helly Möslein liegt
1958 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich
Gedenktafel am Haus in Wien 3., Marxergasse 25
1984 Hermann-Leopoldi-Park im 12. Wiener Gemeindebezirk
2002 Hermann-Leopoldi-Weg im 12. Wiener Gemeindebezirk
Lieber Hermann Leopoldi!
Dein Lebenslauf soll ein ”imaginärer Brief” von mir, an Dich sein.
Mit diesem möchte ich ein posthumes ”Danke schön” sagen, für Dein DU-Wort, welches Du mir, vor Jahrzehnten, angeboten hast!
”1 bin ein waschechter Meidlinger Bua” hieß die spätere Komposition und das Bekenntnis des Hermann Leopoldi, der am 15.August 1888 in Wien-Gaudenzdorf, also im Bezirk Meidling, geboren wurde.
Der Vater war Musiker und spielte 10 (in Worten zehn) Instrumente, er hatte noch bei Josef Hellmesberger studiert. Hermann und sein älterer Bruder Ferdinand wurden vom Vater unterrichtet und – wehe – einer griff bei den Übungen daneben.
Hermann kam ans Gymnasium Rosasgasse, wechselte nach dem Schulbesuch ins künstlerische Fach nach Agram, (heute Zagreb). Es wurmte ihn sehr, dass eine Solonummer im Programm mehr verdiente als er, der oft nächtelang spielen musste. Sein Entschluss war rasch gefasst „ich werde Klavierhumorist”, um ebenfalls mehr „Gulden zu machen”.
1915 war er bereits Solonummer im Varieté Ronacher. Eingerückt findet er sich bei den Deutschmeistern. „Rosa, wir fahren nach Lodz”, „Italien ist ein schönes Land, zu schön, um treu zu sein”, ”Dann ist Frieden auf dieser schönen Welt” waren seine ersten Kompositionen, die er selber vortrug.
”Wien, Wien sterbende Märchenstadt” entstand 1919.
Mit seinem Bruder eröffnete er nach dem Ersten Weltkrieg ein Lokal in der Rothgasse.
Als Fußballanhänger gelang Hermann ein Schlager „Heute spielt der Uridil“, mit „Ich bin ein unverbesserlicher Optimist“ kam eine ganz neue Note im wienerischen Sektor.
Er wurde über Nacht der Komponist des deutschsprachigen Raumes, als er mit seinem kongenialen Textautor Peter Herz, „Das kleine Kaffee in Hernals“ und „Schön is so ein Ringelspiel“ herausbrachte.
Darf ich noch „Die Überlandpartie“, „In Hietzing am Platz ist heut Platzmusik“ (1935), „Landsleut“ (1936), „Endlich wieder amal a Wienerlied“, „Frauen sind zum Küssen da“ (1937), „A Dirndel und a Steirerg’wand”, „Der stille Zecher“, „A warmer Ofen und a Schalerl Kaffee”, ”In Weidling am Bach”, „Ich red‘ ma ein, es geht ma gut“, „Am besten hat’s ein Fixangestellter”, die einmalige Österreichwerbung „Komm gurgeln nach Gurgl” u.a.m.
Das waren Schlager bis zum Jahre 1938 !
Es trat die CÄSUR ein, in welcher Hermann Leopoldi ein „Gastspiel aufgezwungen” wurde, das ihn nach Dachau und ins KZ Buchenwald führte.
Im KZ Buchenwald schrieb er, mit seinem Freund, dem weltberühmten Librettisten und Texter Dr. Fritz Löhner-Beda, den „Buchenwald Marsch“. Während Leopoldi das große Glück hatte 1939 frei zu kommen, starb Dr. Löhner 1942 im KZ.
Hermann gelangte in die USA und arbeitete bald „im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten“ auf seinem Gebiet.
„Das kleine Kaffee in Hernals“ wurde zum „Little Café down the street“ und Hermann Leopoldi als „Composer, Pianist, Singer and Comedian“ vorgestellt – im „Alt Wien“ in Manhattan, in der 79. Straße New Yorks. Und obwohl er der Sprache noch gar nicht mächtig war, das Lokal war stets ”bummvoll”, die New Yorker meinten, gefragt was ihnen denn so gefiele: ”I love the Viennese atmosphere ”.
Was da an Berühmtheiten in diesem „Alt Wien” in New York zu finden war: Ingrid Bergman, Walter Slezak, Lotte Lehmann, Franziska Gaal, Joe Pasternak, der Komponist von „Maienzeit” – ”May Time”. Sigmund Romberg, spielte mit Leopoldi Straußwalzer am Doppelklavier, aber auch Otto Habsburg, Fritz Kreisler, Hans Jaray und Conrad Veidt besuchten ihn.
Dann sah ein Knab‘ die Möslein stehn.
Helly Möslein, geborene Wienerin, war mit ihren Eltern, als kleines Mädel nach Chicago gekommen. Ihre Stimme konnte sie, dank ihrer Eltern, am Wiener Konservatorium weiterbilden, so den wienerischen Charme und ihr wienerisch erhalten.
Von nun an hatte ”Alt Wien” eine weitere Sensation!
Helen Moslein, wie der Name in den USA geschrieben wurde, war die talentierte Nachfolgerin Betja Milskaja, sie hieß ja nun Betja Rossof, hatte den Sohn des U-Bahn Erbauers geheiratet und brauchte nicht mehr aufzutreten.
Helly und Hermann waren sehr fleißig. Von der ausverkauften Music-Hall in Chikago gelang dem Leopoldi der Sprung zum Musical. Im Stück ”The Day Before Spring” spielte er Sigmund Freud!
Endlich – der Krieg war zu Ende! Am 8.7.1947 konnten sie Beide ausreisen, gelangten am 28.7.1947 nach Le Havre und fuhren am 31.7.1947 nach Österreich.
Wieder begann das Phänomen Hermann Leopoldi, so als ob nichts gewesen wäre !
1947 „In den kleinen Seitengassen”, „Ja, da wär’s halt gut wann ma Englisch könnt“, 1951 „An die Wetti, an die Betti“, 1952 „Ich bin ein Hütteldorf-Hackinger“, „Beim Fischer Toni an der alten Donau”, 1954 „Der Chinesenschurl”, „Powidltatschkerl”, 1957 „Kommen sie bitte nach Österreich“, 1958 „Ich bin ein Durchschnittswiener“, „I hab a Badehütten drunt in Kaisermühl’n“, „Die Postlerin vom Tegernsee”, „Ein Wienerlied muss im Mund wie ein Zuckerl zergehn“ und mein Lieblingslied von Hermann Lecpoldi: „Das alte Kaffeehaus in Döbling“.
Bei vielen Texten hat Helli Möslein mitgearbeitet. 1955 hat sie ihrem Hermann das schönste Geschenk gemacht, sie hat ihm seinen Sohn Ronald geboren!
Danke schön, lieber Hermann, für die wunderbaren Zeiten, die wir mit Dir, bei den verschiedensten Veranstaltungen zusammen sein konnten, sowas kommt leider nicht wieder.
Am 29. Juni 1959 schloss einer der liebsten Menschen, ein leidenschaftlicher Wiener, Österreicher für immer die Augen.
Wo ist einer der ihm das „Wasser reichen“ könnte?
Text von Emmerich Arleth