Wiener Volksliedwerk HeiVo CD 125

5″ CD:

V.A.
A Gfrett is auf der Welt
Sozialkritik im Wienerlied

01. Die Leut' ham z'wenig Geld (02:39)
Interpret:
Karl Hodina & Roland Neuwirth
Text + Musik:
Carl Lorens

 

Wenn die beiden Dekane des Wienerliedes, Karl Hodina und Roland Neuwirth, ein Statement abgeben, so hat das Gewicht! „A Gfrett is auf der Welt!”, heißt es im Refrain dieses sozialhistorisch interessanten Liedes, das der vorliegenden CD ihren Titel gibt. Der Wirtschaftsabschwung und die Geldnöte der Wiener Bevölkerung zur Zeit des Industriekapitalismus im 19. Jahrhundert werden beklagt. Dahin scheinen die goldenen Zeiten, so sie es jemals gegeben …

02. Dann wird's a Leb'n in Wean (03:14)
Interpret:
Helmut & Maria Stippich
Text + Musik:
Carl Lorens

 

Wenn die beiden Dekane des Wienerliedes, Karl Hodina und Roland Neuwirth, ein Statement abgeben, so hat das Gewicht! „A Gfrett is auf der Welt!”, heißt es im Refrain dieses sozialhistorisch interessanten Liedes, das der vorliegenden CD ihren Titel gibt. Der Wirtschaftsabschwung und die Geldnöte der Wiener Bevölkerung zur Zeit des Industriekapitalismus im 19. Jahrhundert werden beklagt. Dahin scheinen die goldenen Zeiten, so sie es jemals gegeben …

03. Um stilles Beileid wird gebeten (02:39)
Interpret:
Die Strottern
Text:
Peter Baschinsky
Musik:
Josef Philippi

 

Ein neckisches Couplet über das Armsein, das Die Strottern in frühen Jahren aus den bekannten Kremser-Alben „Wiener Lieder und Tänze” in ihr Repertoire aufnahmen. Für diese CD haben die beiden Spitzenmusiker ihre sozialen Mitgefühlsbekundungen neu eingespielt. Viele Schlagwörter, die nach Anteilnahme schreien, tummeln sich hier. Stilles Beileid – das richtige Mittel für Mittellose!?

04. Glaschermtanz (06:22)
Interpret:
Steinberg und Havlicek
Text + Musik:
Traditional

 

Als Glasscherben-Viertel hat man heruntergekommene, verrufene Stadtviertel Wiens bezeichnet, wo eingeschlagene Fensterscheiben mit Holzbrettern vernagelt wurden. Die Glasscherben-Tanz, eines der bekanntesten unterweltlerischen Wienerlieder, erzählt von dem harten, halbseidenen Leben auf diesen Gassen und lässt uns reizvoll in eine zwielichtige Welt eintauchen – lasziv, aggressiv und berührend!

05. Was Menschenhände alles können (03:11)
Interpret:
Franz Bilik & seine Brogressivschrammeln
Text + Musik:
Alexander Krakauer / Franz Bilik

 

Ein zynischer Genosse mit großem Hang zur Gesellschaftskritik und eine Legende unter Insidern in der Wiener Musikszene ist der 1983 verstorbene Franz Bilik. Die Melodie und die ersten beiden Strophen dieses Liedes hat Franz Bilik von einem Wiener Couplet des jüdischen Volkssängerdichters Alexander Krakauer (1866-1894) übernommen und sie mit eigenen kombiniert. Aus heutiger Sicht werden die Seitenhiebe auf einige seiner Zeitgenossen wohl als ungerecht empfunden …

06. Die Arbeiter von Wien (02:14)
Interpret:
Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Text:
Fritz Brügel
Musik:
Samuel Pokrass

 

Die von Samuel Pokrass komponierte Melodie eines sowjet-russischen Marschliedes der Roten Armee hat Ende der 1920er-Jahre eine Wiener Textur bekommen und fand als antifaschistisches Lied größere Verbreitung. Roland Neuwirth grüßt mit einer wienerischen Schrammelbearbeitung den Geist des Proletariats. Mit Anklang an einen Trauermarsch lässt er mit seinen Extremschrammeln „Die Arbeiter von Wien” als versunkene Welt vorüberziehen. Es war einmal …

07. Uhudler-Dudler (04:38)
Interpret:
Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Text + Musik:
Roland Neuwirth

 

Die Folgen allzu begeisterten Weinkonsums … ein grünes Marsmännlein marschiert auf, ganz nach Wiener Marschmusikmanier. Enzyklopädisch wird hier die Welt der roten und weißen Rebsorten durchkreuzt, zu denen sich die Wiener insbesondere in Krisensituationen sehr hingezogen fühlen. Mit dem Uhudler wissen sie gar zum Dudeln anzusetzen: „A Dudler fia an Uhudler, mia dudln alles leer”. Zum Drüberstreuen und Delirieren …

08. Kapitalistenlied (02:02)
Interpret:
Georg Kreisler
Text + Musik:
Georg Kreisler

 

Beim schwärzesten aller Humoristen geraten neben den Spießern gerne die Kapitalisten ins Schussfeld. „Hände hoch, ich schieße nicht!”, heißt es da bedrohlich aus dem Munde eines Rebellen. Mit sprachmunitioniertem Revolver zwingt Georg Kreisler die Gesellschaft in die Knie und lässt dort seine Opfer schlottern und zappeln. Die gewaltige Allmacht des Geldes und ihre Folgen …

09. Stiag'nsteig'n (03:19)
Interpret:
Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Text + Musik:
Roland Neuwirth

 

Das Leben – eine melancholische Hochhausmetapher. Das Herz pumpt schwer. Der Atem ist schwer. Das Leben als Sisyphosarbeit. Tja, das Leben ist halt kein Picknick! Ins Reich der glücklichen Zehntausend schaffen ‘s nur diejenigen, die die passenden Voraussetzungen mitbringen, könnte man sarkastisch anmerken. Roland Neuwirth verdeutlicht das mit einer genialen Komposition für Schrammelbesetzung.

10. Mir hab'ns mein Schrebergarten g'nommen (03:06)
Interpret:
Duo Hodina Reiser
Text:
Walter Piesecker
Musik:
Karl Hodina

 

Der Himmel auf Erden scheint verloren. Der Schrebergarten muss 21 Stockwerken weichen! Mit zarter Wehmut besingt Karl Hodina diesen Verlust der Kleingartenidylle. Städtische Lebensformen zeigen sich zumeist in Häuserschluchten. Der Schrebergarten ist da wohl eine der raren Möglichkeiten die romantische Sehnsucht des Städters nach Natur und Land zu stillen. Die Urbanisierung schreitet voran …

11. Meine Freiheit deine Freiheit (01:51)
Interpret:
Georg Kreisler
Text + Musik:
Georg Kreisler, aus dem Musical “Adam Schaf hat Angst”

 

Bürgerschreck Georg Kreisler hat ein ordentliches Wörtchen mitzureden, wenn es darum geht, vom Arbeitgeber aufoktroyierte (Un-)Freiheiten zu benörgeln. Autsch – das tut weh! Die Revolutions-Ikone bekommt ordentlich Schrammen ab. Ist der Kapitalismus der Hierarchiespiegel unserer Gesellschaft, in dem Macht und Geld die Freiheit gängeln?

12. Der Pflasterer (02:05)
Interpret:
Steinberg und Havlicek
Gast:
Roland Sulzer
Text + Musik:
Kurt Herbert
unter teilweiser Verwendung eines mündlich überlieferten Altwiener Volksliedes

 

Es ist eine verflochtene Geschichte, die Steinberg & Havlicek hier in nur zwei Strophen erzählen: 1. Das Kind eines Pflasterers ist am Ersticken, doch der Arzt aus der Stadt bequemt sich nicht zu helfen. 2. Ein Arzt nimmt die Dienste der Pflasterer beim Steinsetzen vor seinem Haus in Anspruch und ist unzufrieden. Schlechte Arbeiten können vertuscht, gröbere (Sozial-)Wunden aber wohl nicht mit einem Schnellverband verarztet werden …

13. Der Krankenkassenpatient (04:22)
Interpret:
Boris Eder & Fritz Brucker
Text:
Hans Haller
Musik:
Hermann Leopoldi

 

Hier duftet es nach Walzerseligkeit voll erfrischender Ironie. Mit einem harmonischen Bouquet populärer Melodien führen Hermann Leopoldi und Hans Haller den Krankenkassenpatient durch den Dschungel des Gesundheitswesens: „und wenn ein Bett dann frei ist, was vielleicht erst im nächsten Mai ist, dann lass’ ma Sie von der Kasse dritter Klasse reparieren!” So schlimm steht es um unsere Gesundheit?

14. Der Staatsbeamte (02:51)
Interpret:
Georg Kreisler
Text + Musik:
Georg Kreisler

 

Wie bitte? Wer marschiert da? Wohin? Ja, Sie hören richtig! Sie meinen, das ist boshaft? Eine Nestbeschmutzung? Aber nicht doch! Georg Kreisler führt uns hier als politischer Liedermacher doch bloß unbeschönigt in ein „erfolgreiches” österreichisches Lebensmodell ein. Und übrigens: Georg Kreisler war amerikanischer Staatsbürger, nicht Österreicher.

15. Der Papa wird's schon richten (04:51)
Interpret:
Wolf Bachofner & Bela Koreny
Text + Musik:
Gerhard Bronner

 

Bronners Blick auf die Wiener Jeunesse dore, die sich in der berühmt-berüchtigten Eden Bar blasiert amüsiert, ist geradezu zum geflügelten Chanson für österreichische Protektions- und Vetternwirtschaft geworden. Das Lied aus den ausgehenden 1950ern lässt eine verantwortungslose Jugend eine Unterhaltung über ihr sozial-moralisches Abdriften führen. Wolf Bachofner, wohlbekannt aus der Krimiserie „Schnell ermittelt”, mimt mit Bela Korenys Unterstützung den frevelhaften Nachwuchs. Böse, aber lässig!

16. Anarchistenwalzer (02:32)
Text:
Andreas Okopenko
Musik:
Gerhard Richter

 

Der Worried Men Skiffle Group sitzt auch heute noch der Schalk im Nacken, wenn sie einen ihrer Protesthits hinlegt und frohgemut am Waschbrett skiffelt. „Mir ist der Staat suspekt, in Wort und Tat suspekt”, möchte man sich den Herren, die seit über 50 Jahren kritisch am Werk sind, anschließen. In Anbetracht gegebener Gesellschaftsschieflagen begegnet einem schon hin und wieder der Wunsch nach ein wenig Umstürzlertum, nicht?

17. Wadlbeisser Serenade (03:22)
Interpret:
Die Brauers
Text + Musik:
Arik Brauer

 

Pyramidenartig präsentiert sich hier die Familie Brauer: Großvater Arik, Tochter Timna und Enkelin Jasmin – und sie jodeln! Aber es wäre nicht Arik, wenn er der lebhaften Melodie keinen bissigen Text aufgesetzt hätte. In eigener Sache referiert er über die Möglichkeiten, sich als Künstler in Wien durchzuschlagen: „Wadlbeißen, Haxl stellen, außi treten, obi drahn” ist das Motto. Und weiter heißt es: „Hast Du gern ein Hackerl im Kreuz, dann ist Wean die richtige Stadt”. Wir referieren nur und beziehen lieber keine Stellung zu diesem Thema …

18. wiener paarreimmassaker (04:21)
Interpret:
Kollegium Kalksburg
Text:
Wolfgang Vincenz Wizlsperger
Musik:
Paul Skrepek

 

Auch wenn Kollegium Kalksburg, die drei wirkungsmächtigen Raufboldgötzen des Wienerliedes, Paarreime mit Wort- und Tonwitz ausschlachtet, Lust und Frust der schwachen Sozialschichten verquickt und Polizei und Bundesheer rasiert: das Überleben der Greißler steht trotzdem im Leberkäse: „gemma schaun, gemma schaun, ob da lewakas scho schimmüd, weu da greißla eam auhimmüd und aus liebe ned vakaufd”.

19. I wü ka oida grantscheam wean (02:50)
Interpret:
Tesak & Blazek
Text:
Christian Tesak
Musik:
Christian Tesak / Martin Blazek

 

Mit eisern-frohem Willen entzieht sich das Duo Tesak & Blazek dem Sog der gesellschaftlichen Mieselsucht und Missgunst, die sich in Wien nicht selten breit zu machen pflegt. Der pointenreiche Humor der beiden Musiker ermöglicht es aber spielerisch und mühelos, Unmut und üble Laune hinter sich zu lassen und sich vom Granteln abzusetzen. Danke!

20. seiringa sandlaschdoiz (05:47)
Interpret:
Kollegium Kalksburg
Text + Musik:
Wolfgang Vincenz Wizlsperger

 

Der Obdachlose am Rande der Gesellschaft, der Sandler, bewahrt hier trotz Widrigkeiten im Zwiegespräch mit einer „gnädigen Frau” seinen Stolz. Den geizigen Obolus, den die Dame ihm leistet, goutiert er gar nicht: „San’s wo angrennt, ham Sie an Stich in da Marüln […] Sie sierige Schastrommel, Sie!” Und zur Strafe spielt das Kollegium Kalksburg lauthals auf. – Eine (spott)sichere Gewährleistung, beim Elend nicht wegzusehen und aufmerksam hinzuhören.

21. Große Gauner (02:47)
Interpret:
Trio Lepschi
Text:
Stefan Slupetzky
Musik:
Martin Zrost

 

Jene, die die Zahl der Armen und Schwachen steigen lassen, haben hier einen Namen: Große Gauner! Steuerhinterzug, Betrug, Korruption und schmutzige Bankgeschäfte, in alte Musik und Schüttelreime gewandet, lassen uns mit Zuchthauswünschen spekulieren: „Habt ihr nicht genug von diesen satten Räubern? Wann wollt ihr die Welt von diesen Ratten säubern?” Der überraschende Durklang, die Picardische Terz, widersetzt sich dem mollig schwarzen Gaunerschlund …

22. Schtö di ned au (03:38)
Interpret:
Trio Lepschi
Text:
Stefan Slupetzky
Musik:
Martin Zrost

 

Der Refrain lullt uns in eine täuschend echte Kuschelkapsel ein. Wir könnten es uns am Sofa bequem machen, wäre da nicht der wissende Erzähler: „Wüüst du endlich leanen, gean zu lebm, sogt da oide Gandi, lean zu gebm. I sog, nimm die Briada Lehman eanst, oisa schau, dass d bessa nehman leanst.” Nicht nur hinsichtlich sozialer Intelligenz hat das Trio Lepschi den Brüdern Lehman einiges voraus: Während Lehman Brothers infolge von Immobilienspekulationen einen nicht bezwingbaren Schuldenberg hinterlassen hat, fabulieren die drei wohlklingenden Herren Sozialschmerz mit Wienerherz: „unta da Bruckn is jo aa kommod.”

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