eigentlicher Name: Wilhelm Georg Bergamenter
Namensänderung 1884 auf Wiesberg, einer Kombination aus den Anfangssilben der Namen seiner Eltern Bergamenter/Wieser
geboren am 13.09.1850 in Wien
gestorben am 25.08.1896 in Wien
beerdigt auf dem Dornbacher Friedhof, Wien (Gruppe 3, Nummer 12)
Am 13. September 1850 in Wien Schottenfeld (heute Wien 7.Bezirk) hat Wilhelm Georg als Sohn von Wilhelmine Bergamenter und Vater, namens Wieser, das Licht der Welt erblickt. In der damaligen Monarchie und einer kleinbürgerlichen Familie aufgewachsen, war sein künstlerisches Talent, die schriftstellerische und musikalische Begabung, bereits in jungen Jahren erkennbar. Nach dem Ableben seines Vaters spielte er in Kinderkomödien am Theater in der Josefstadt. Schon im zarten Alter von 13 Jahren war er externer Mitarbeiter für die humoristischen Blätter „Figaro.“ „Kikeriki,“ „Zeitgeist“ und „Floh.“ Später, ab dem Jahr 1873 nach Gründung der „Humoristischen Blätter,“ war er Teil des Redaktionsteams diese Zeitschrift. Er verfasste auch Couplets, Duette und komische Szenen für die Volkssänger Ignaz Nagel und Anton Amon, von denen einige sehr bekannt wurden.
1873 heiratete er Thekla Rost, die Tochter eines Schottenfelder Seidenfabrikanten. Nach dem Börsenkrach im gleichen Jahr verlor er seine Stellung in der Redaktion. So entschloss er sich, gemäß Überlieferungen ermutigt von seinem Schwager Franz Schieferl, den Beruf des „Volkssängers“ zu ergreifen. Seinen ersten Auftritt hatte er am 23. Oktober 1874 im Salon „Zum goldenen Widder,“ der Bühne einer Wiener Singspielhalle in Wien Leopoldstadt. Im März 1875 erhielt er von Anton Amon in dieser Singspielhalle ein Engagement als Hausdichter, Komödienspieler und Coupletsänger. Innerhalb der nächsten 4 Jahre verfasste er 72 Possen, über 30 Soloszenen sowie Hunderte Lieder, zu denen oft Johann Sioly, der Hauskapellmeister, die Musik komponierte.
Einen großen Bekanntheitsgrad und „Wienerische Berühmtheit“ als Volkssänger und Volksdichter erlangte Wiesberg erst mit Wenzel Seidl und der Gründung der Sängergemeinschaft „Seidl und Wiesberg“ im Jahr 1879. Der erste Auftritt als Duett erfolgte am 13. März 1879 im „Grünen Tor“ in der Lerchenfelder Straße in Wien. Dort stand Wiesberg mit seinen gemütlichen dezenten Liedern, Duetten, Soloszenen und Couplets im Mittelpunkt der Wiener Gesellschaft. Seine Lieder widerspiegeln Herzlichkeit, das sogenannte „Goldene Weanaherz,“ Lebendigkeit und Humor. Wiesberg verewigte in seinen Texten viele heute längst vergessene Urwiener Typen, wie Edelknaben, Bosniaken, Krowoten, Böhm (aus Böhmen stammend), als auch Wäschermadeln, Fiaker, Bandelkramer, und Rastelbinder, und viele mehr. Erst im Jahr 1884 änderte er seinen ursprünglichen Geburtsnamen Bergamenter amtlich auf Wiesberg, einer Kombination aus den Anfangssilben der Namen seiner Eltern Bergamenter/Wieser.
Elf Jahre blieb Wilhelm Wiesberg Seidls Partner im Duo „Seidl und Wiesberg.“ Im Jahr 1890 musste er sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Er arbeitete von da an schriftstellerisch für die Zeitungen „Illustriertes Wiener Extrablatt,“ „Wiener Spezialitäten,“ „Sonn- und Montagszeitung,“ „Vorstadtzeitung“ und „Neues Wiener Journal.“ Er verfasste Skizzen aus dem Wiener Volksleben, Volksromane und Volksstücke.
Im Jahr 1894 wurde er Mitglied des Journalisten- und Schriftstellerverbandes „Concordia.“
Zwei Jahre später, am 25. August 1896, hat Wilhelm Wiesberg im Alter von 46 Jahren Wien und diese Welt für immer verlassen. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Dornbacher Friedhof in Wien.
Unter den über tausend Liedern, die Wiesberg geschaffen hat, befinden sich viele, die damals begeistert in ganz Wien gesungen wurden, wie z.B. „Das hat ka Goethe gschriebn“ oder „’s Herz in der Brust.“ Sie zählen bis heute zu unseren schönsten Wienerliedern.
Wilhelm Wiesberg gilt als einer der bedeutendsten Wienerlieder Dichter. In großer Dankbarkeit und zu seinen Ehren wurde im Jahr 1913 in Wien Ottakring die „Wiesbergstraße“ nach ihm benannt.
Eine Gedenktafel im Hausflur seines Stammlokals in der Neustiftgasse 96 in Wien, in dem der Dichter viele der Texte verfasst hat, erinnert uns an den Ausnahmekünstler.
Rosita S. Romano
Wilhelm WIESBERG – Auszug aus seinen Werken
All’s fahrt am Rad
Auf doe zwa haben wir grad no gwart
Bei die Schrammeln
Da hat der Aff a Freud
D’ Flötenblaser
Das hat ka Goethe gschriebn
Das is G’schmacksachn
Der erste Schnee
Die Arten der Liebe
Die Dankbarkeit
Die Deutschmeister san do
Die Hausherrnsöhnerln
Die Näherin
Die Schri Schru Schrammeln
Engerln und Frauen
Fata Morgana
Frieden auf der Welt
Grüß die Gott, Vaterstadt
Hat nix kriegt nix
Herz und Uhr
Herzbinklerl
Letzte Szene fünfter Akt
Mein Testament
Mein Vater war a Hausherr
Meine Augen sagen alles
Mondscheinbrüder
Nur aussa mit die tiafn Toen
S’ Herz in der Brust
So a Kongoneger hats halt guat
So lang der alte Peter
So lang der alte Pfeiffer
Spinaterer
Unser Nachwuchs, der is guat
Unser Vater is a Hausherr
Verschiedene Zeiten
Von unserer Muttersprach
Vor lauter Aberglaubn
Warumperl denn net
Was glaubens was gschehn is
Was Österreich is
Wir wissen scho was