geboren am 26.03.1843 in Wien
gestorben am 08.04.1911 in Wien
in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (76A-3-44)
„Es war einmal“ – möchte ich den Lebenslauf Johann Siolys bezeichnen und die geschätzte Leserin, den geneigten Leser, ins vergangene Jahrhundert zurück bitten!
Wer weiß heute noch Bescheid über den Mann, den Musiker, den Komponisten und Textdichter Johann Sioly, wenn er Richtung Neustift am Wald an der Siolygasse vorbei fährt?
Johann Sioly war der Sohn eines Polizeibeamten, der ihm eine gediegene Ausbildung am Wiener Konservatorium ermöglichte.
In dieser Zeit war das keine Selbstverständlichkeit, der Künstlerberuf, der Musiker, der Volkssänger hatte doch „ein gewisses Odium“ an sich: „leichtlebig, von einem Tag auf den anderen zu leben, keine sichere Position“ usw.
Der junge Sioly begann als Musiker, in einer der vielen „Arenen“ Wiens. Es war in Fünfhaus, wechselte 1864 zu einem Volkssängerensemble und erlangte, als Hauskapellmeister, Komponist und Texteschreiber bei der Gesellschaft des Wenzel Scholz, beim Wiener Publikum Berühmtheit.
Wenzel Seidl wurde seiner roten Haare wegen der „rote Seidl“ gerufen und war mit Wilhelm Wiesberg ein gefragtes Duo. Das Duo Seidl-Wiesberg, im Wien von damals ein Begriff! Mit Wilhelm Wiesbergs Text „das hat kein Goethe g’schrieben, das hat kein Schiller ‚dicht“ entstand ein Lied, welches bis zum heutigen Tag bekannt ist.
„Die Deutschmeister san da“, „Die Hausherrnsöhnl’n“ (Ja, unser Vater is a Hausherr und a Seidenfabrikant) – da schrieb Sioly den Text und Wiesberg die Musik.
„So a Kongoneger hat’s halt guat“, „S‘ Herz in der Brust“ waren die Tagesschlager.
Für den damals populären Volkssänger Edmund Guschelbauer (er war von Beruf Vergolder gewesen, aber arbeitslos) entstand „Weil i an alter Drahrer bin“. Eigentlich sollte sich das Lied auf das Drehen einer Drehorgel, beziehen, aber es wurde dann eben der „Wiener Drahrer“ draus, der die Nacht zum Tage macht, das „Um- und Aufdrahen“ machte den Guschelbauer zum Wiener Liebling und mein Vater hatte mir erzählt, dass er diesem Guschelbauer beim Klein in Hernals, in der Garderobe geholfen hätte und sich so als Bub ein bisserl Taschengeld verdienen konnte.
„Volkssänger wollen’s werden?“ meinte der Prinzipal Kumpf, als Sioly und Guschelbauer sich im Hernalser Brauhaus vorstellten; „Kauft ’s euch a Zuckerschnur und hängt’s euch auf, da habt’s wenigstens an süassen Tod“ war die „optimistische“ Antwort. Geblieben sind Musik und Text zu:
„I bin a echter Weana, so nach’n alten Schlag“, „Heut hab i schon mei Fahnl“, aber auch zeitkritische, öffentliche Missstände anprangernde Duette wurden dem Publikum nahegebracht und von diesem bejubelt:“Bruader, da machts an Eck“, „Was glaubens was g’schehn is ?“, „Am Fensterbrett“ oder „I bin die Leni von Hoch und Spleni“, „Das waß nur a Weana, a weanarisches Bluat, was a weanarischer Walzer, an Weana tuat“ – von Gustav Pick stammt der Text, der uns das „Fiaker-Lied“ geschenkt hat.
„Arme Hunde“ waren Texter und Komponisten der damaligen Zeit. Zwei bis drei Gulden erhielt Sioly für ein Lied. Dasselbe in Noten gedruckt – 5 Kreuzer – pro verkauftes Exemplar.
Bis in seine letzten Tage schrieb er im Bett, am 8.4.1911 hauchte er sein Leben aus. Der Wiener Männergesangsverein und eine Menschenmenge begleiteten „den echten Weana“ Johann Sioly auf seinem letzten Weg.
Text von Emmerich Arleth
Titel |
Text |
Musik |
Am Fensterbrett |
Johann Sioly |
|
Bruada, da macht’s an Eck |
Edmund Skurawy |
Johann Sioly |
Das hat ka Goethe g’schrieben |
Johann Sioly |
|
Das Sternenlied |
Johann Sioly |
|
Das waß‘ nur a Weana |
Johann Sioly |
|
Der erste Schnee |
Johann Sioly |
|
Die Deutschmeister san do |
Johann Sioly |
Johann Sioly |
Die Hausherrnsöhnln |
Johann Sioly |
Johann Sioly |
Die Mondscheinbrüader |
Johann Sioly |
|
Die Näherin |
Johann Sioly |
|
Heut‘ hab‘ i schon mein Fahnl |
Johann Sioly |
|
I bin a echter Weana |
Engelbert Herzog |
Johann Sioly |
I bin die Leni von Hoch- und Spleni |
Johann Sioly |
Johann Sioly |
Indiskretionen aus dem Eheleben |
Johann Sioly |
|
Meine Augen sagen alles |
Johann Sioly |
|
S‘ Herz in der Brust |
Johann Sioly |
|
So a Kongoneger, der hats guat |
Johann Sioly |
|
Wann a and’rer Mensch a Unglück hat |
Johann Sioly |
|
Was a Frauenherz alles aushalten kann |
Johann Sioly |
|
Was glauben’s, was g’scheh’n is |
Edmund Skurawy |
Johann Sioly |
Weil i a alter Drahrer bin |
Ludwig Pohlhammer |
Johann Sioly |
Wem geht denn dös nacha was an? |
Johann Sioly |
|
Zuckerdieb |
Ludwig Pohlhammer |
Johann Sioly |
Zum Nachtmahl |
Johann Sioly |