geboren am 10.08.1920 in Wien
gestorben am 20.12.1988 in Wien
beerdigt in Wien auf dem Zentralfriedhof (Gruppe 114, Reihe 12, Nummer 16)
1986 Goldenes Wienerherz von der „Robert-Posch-Vereinigung„
„I bin so a Trauminet” lautet eine Komposition des Richard Karger und wenn wir seinen Lebenslauf verfolgen, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass seine Lieder vom ”ganz kleinen Glückerl” oder „von der klanen Freud” singen, denn auf die ”Butterseiten des Lebens“ ist der „Trauminet“ eigentlich nie gefallen.
Als Richard vier Jahre alt war, starb sein Vater, die Mutter musste mit monatlich 50 Schillinge, mehr ”schlecht,als recht” durchkommen. Heute heißt es als „Alleinerzieherin”. Klavierspielen konnte er – umsonst – bei einer freundlichen Nachbarin, denn ein eigenes Klavier war unerschwinglich.
Durch zwei Jahre wanderte die Mutter mit dem Buben an der Hand von Mariahilf bis Favoriten und retour, damit er ja nicht seinen Klavierunterricht versäumte und das jede Woche zwei Mal, denn er hatte bei einem Wettbewerb für begabte Kinder einen Freiplatz für Klavier am Neuen Wiener Konservatorium ”erspielt“ und gewonnen. Dabei waren auch Theoriefächer. Seine Lehrer waren Joseph Marx, Edmund Eysler und später Rudolf Kattnigg.
„In erster Linie hab‘ ich ans Geld verdienen denken müssen”, hat mir Richard vor Jahren erzählt. „Mein erstes Schnitzel im Leben war bei meiner Firmung am 5. Juni 1933, am Tisch, und das war wieder ein Freiplatz, von einer Zeitung spendiert. Die Firmgöden hießen Paula Wessely und Hans Jaray.“
Man kann es heute nicht begreifen, dass ein Fahrschein, der in den 30iger Jahren so an die 30 Groschen für manche nicht zu bezahlen war, weil eben gespart werden musste.
„Weißt Emmerich“, verriet er mir weiter, so ganz lustige Sachen, sind mir nie einfach aus der Feder geflossen, immer wieder stand meine Kindheit dazwischen und meine Mutter, die ich stets traurig vor mir sah.“
Den „Trauminet“ sang dann Franz Schier und er, der Richard, begleitete, selber ein „Trauminet“, die „Größen“ der Bühne: Lotte Lang, Maria von Schmedes, Fritz Imhoff, den bereits genannten Schier Franzi, auch meinen Vater.
In den ersten Häusern Österreichs hat er gespielt, war ein blendender Barpianist geworden. In der Sacher-Bar, im Kaiserhof Badgastein, Kurhotel Austria-Gmunden, Hotel Pitter-Salzburg, von überall habe ich seine Karten erhalten und aufgehoben.
Rundfunkoperetten vom Richard Karger wurden bereits vor Jahren zuletzt gesendet: „Goldene Trauben“, „In der Cafeteria“, „Liebesromanze“, „Faschingskrapfen”, die musikalische Komödie „Grande Amore“ und viele, viele wienerische Lieder. „Ja, ja nach Wien“, „Am Franziskanerplatz“, „Zum alten Wein“, „Adieu du alte Gaslatern“, „Zum goldenen Fassel“ und eine Suite „Tanzende Puppen“.
Sehr froh bin ich ihn persönlich durch Jahre gekannt zu haben, ihn Freund nennen zu dürfen, diesen liebenswerten, bescheidenen „Trauminet“ und bedauere nur nicht mehr für ihn tun zu können, als seine Musik, seine Lieder in Erinnerung zu halten. Richard Karger ist am 20. Dez. 1988 in Wien im 69. Lebensjahr gestorben.
Text von Emmerich Arleth