Leo FALL

Leo FALL

Kapellmeister, Komponist

geboren am 02.02.1873 in Olmütz, Mähren
gestorben am 16.09.1925 in Wien
beerdigt in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof
(israelitischer Teil Tor 4, Gruppe 3, Reihe 4, Nr. 1)

2000 Leo-Fall-Weg im 13. Wiener Gemeindebezirk 

„Der Fall ist mein Fall“ – zum köstlichsten der Operettenepoche Wiens gehören einige seiner Werke.

Sein „fideler Bauer“ war eines dieser „Stückeln“, die ich in bester Erinnerung habe, als nach 1945 das Raimundtheater, unter der Direktion Fritz Imhoffs, diese Operette herausbrachte;

Leo Fall durfte ja während der Zeit 1938-1945 nicht gespielt werden, da er Jude war. Der Schauspieler Max Brod, aus dem gleichen Grund nicht auftreten, so war der „fidele Bauer“ sozusagen die erste Wiedergutmachung an Beiden.

Ein Bild meines Vaters aus dieser Produktion habe ich noch, er gab einen Dorfgendarmen, eine kleine, aber derart gut durchdachte Rolle, die stets Szenenapplaus hatte.

Leo Fall war der Sohn des Militärkapellmeisters Moritz Fall (k.u.k. Infanterie Regiment No. 9), in Olmütz geboren, kam er vom Lemberger Gymnasium ans Wiener Konservatorium.

Der Lebensweg des musikalisch Hochbegabten führte von Berlin über Hamburg, Köln, überall als Kapellmeister tätig, zurück nach Wien.

Als Komponist debütierte Leo Fall mit zwei Opern:

„Frau Denise“ (1902) und „Irrlicht“ (1904). Leider war seine Erstlingsoperette „der Rebell“ (1905) am Libretto gescheitert, nicht an seiner Musik. Sie erlebte nur fünf Vorstellungen.

Der klassische Erfolg stellte sich mit dem Buch Viktor Leons zum „fidelen Bauer“ ein – anno 1907 in Mannheim.

Nach dem Mißerfolg „des Rebell“ hatte es niemand in Wien gewagt dieses Stück, im bäuerlichen Milieu spielend, aufzuführen. Viktor Leon, irgendwie schuldbewusst durch den Rebell-Durchfall wagte einen Teil seiner Tantiemen aus der „lustigen Witwe“ (Musik: Franz Lehar) in ein Risiko zu investieren, mietete das Mannheimer Hoftheater und die neuartige, ungekünstelte Musik Leo Falls mit seinem Libretto dort am 27.7.1907 zur Uraufführung zu bringen.

Der Premierenerfolg war enorm. „Jeder tragt sein Pinkerl“, „Heinerle,Heinerle hab‘ kein Geld“, „Wir waren unser Drei” das waren Lieder deren Einfachheit ans Herz ging.

Die Weltverlagsrechte erwarb ein renommierter Berliner Verlag und als man Leo Fall einen Vorschuss von – damals – 30.000.- Mark (1907 !!!) überreichte, soll er,mit den Worten: „soviel Geld gibt’s doch gar nicht“ umgefallen sein.

„Die Dollarprinzessin“ überholte noch die Aufführungsserie des „fidelen Bauers“ – hier waren Dr. Willner und Fritz Grünbaum (wir kennen ihn als Kabarettisten) die „Schreiber“. Sie verlegten „der Widerspenstigen Zähmung“ Shakespeares von Padua nach den USA. Uraufführungsort war diesmal wieder Wien.

„Die geschiedene Frau“ (1908) folgte und der seinerzeitige Mißerfolg „der Rebell“ wurde unter neuem Titel und Buch 1912 in Berlin als „der liebe Augustin“ wieder auf die Bühne gebracht. „Und der Himmel hängt voller Geigen“ ist das zauberhafte Lied daraus.

Ein ganz liebes Alt Wienerstück war „Brüderlein fein“ – stimmungsvoll, ein von zartem Sentiment beseeltes Stück, in welchem Leo Falls Melodik zeigt, wie ungemein nobel hier ein Komponist bewiesen hat, dass einfach schlicht nicht unbedingt billig sein muss, es war sein Lieblichstes!

„Die Kaiserin“ spielte in der Maria Theresien-Zeit, daraus „Du mein Schönbrunn“. „Die Rose von Stambul“(1916) mit dem „Ein Walzer muss es sein“, „Madame Pompadour“ (1923) das bekannteste war „Heut‘ könnt‘ einer sein Glück bei mir machen“. Diese Operetten bescherten noch rauschenden Applaus.

Leo Fall wollte sich unbedingt noch einmal Opernträume erfüllen. „Der goldene Vogel“ wurde 1920 an der Dresdener Oper, mit dem jungen Richard Tauber, nach 7 Vorstellungen abgesetzt.

1925 ging Leo Fall im Frühjahr auf Südamerika-Tournee. Er war den Anstrengungen nicht so gewachsen wie er es geglaubt hatte.

„Ich hab‘ noch so viel zu schreiben“, sagte er zu seiner Frau nach der Rückkehr.

Am 16.9.1925 starb er im 53. Lebensjahr in Wien.

Zu den „FALL’s“ gehören noch seine jüngeren Brüder Richard und Siegfried.

Richard komponierte ebenfalls Operetten, Märsche, Tänze. Bekannt sind jedoch seine Schlagermelodien: „Was machst du mit dem Knie, lieber Hans“, „Wo sind deine ‚Haare, August, August“, „Meine liebe Lola“, „Mein Schatz, ich bin in dein Parfüm verliebt“ u.v.a.

Richard Fall war bereits in den USA emigriert, kehrte aus unerfindlichen Gründen nach Europa zurück, wurde in Nizza 1943 verhaftet und kam 1945 in einem KZ um.

Siegfried war ebenfalls der Musik verbunden, war Musiker, nicht nur im Orchester seines Vaters. Er war auch Korrepetitor und Komponist an der Berliner Oper.

Text von Emmerich Arleth

Dankenswerterweise von Herrn Prof. Walter Schwanzer zur Verfügung gestellt:

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