geboren am 31.12.1954 in Wien
Bernhard Rabitsch wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Seine Mutter hatte eine sehr schöne Altstimme, hat Orgel gespielt und in 2 Kirchenchören gesungen. Sein Vater, leider sehr früh (1958) mit 38 Jahren verstorben, war bei den Sängerknaben und hat später als Amateur weiter gesungen. Die Brüder (Karl Christian (Schlagzeug), geb. am 21.04.1951; > später Spinning Wheel, Drahdiwaberl, Falco, Heli Deinboek Band … & Thomas (Klavier), geb. am 19.11.1956; > später Falco (Bandleader), Hansi Lang, Harri Stojka, Peter Cornelius, Dana Gillespie, Rainhard Fendrich, DÖF (Joesi Prokopetz), Heli Deinboek) schlugen ebenfalls eine musikalische Laufbahn ein.
Ein Schüler namens Alfred Winter aus dem BRG Maroltingergasse blies eines Tages in der Altottakringer Kirche die Trompete. Das hat in einem Kirchenraum so wunderschön gehallt und die Aufmerksamkeit aller Besucher nahezu erzwungen – und genau dies war der Moment, in dem Bernhard Rabitsch beschloß eine musikalische Laufbahn einzuschlagen, in der die Trompete die Never-Ending-Hauptrolle spielen sollte. Seine Mutter zeigte Verständnis dafür, dass er dieses Musikinstrument erlernen wollte und ließ ihn in der Musikschule Jentsch nahe der Wiener Stadthalle einschreiben.
Als Berufsausbildung besuchte Bernhard Rabitsch die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien 14. Dort gab es einen Festsaal, in dem sich eine Orgel, ein Schlagzeug und ein paar sonstige Instrumente befanden. In der Mittagspause durften einige Schüler in diesen Festsaal und spielten dort hobbymäßig immer wieder einige Musikstücke. Dabei waren z.B. Tommy Böröcz (Schlagzeug – später Ostinato …), Claudius Jelinek (Gitarre – später Ostinato, Harri Stojka …), Gogo Weinberger (Bass – später Ostinato …), Joris Dudli (Schlagzeug – später Karl Ratzer, Vienna Art Orchestra …) und andere, die alle in dieser Zeit die Graphische besuchten.
Nach einem Besuch bei einem Konzert mit österreichischen Rockbands, bei dem auch Drahdiwaberl auftrat (die ihn sehr beeindruckten) meinte ein Gitarre spielender Schulfreund namens Gerhard Gaschnitz (heute Inhaber des Musikgeschäftes „3 Klang Musikinstrumente“ in Wien 23., Breitenfurterstrasse 300) so ca. 1970, sie sollten einmal in den 8. Bezirk in die Zeltgasse gehen, denn dort hatten verschiedene Musiker und Bands ihre Proberäume. Hier befand sich unter anderem auch der Proberaum von Drahdiwaberl. Jedenfalls landeten sie in einem Proberaum der Gruppe „Naschmarkt“, bei der Bernhard Rabitsch auch hängen blieb. In dieser Schülerband spielten u.a. auch Peter Vieweger (Gitarre > später Drahdiwaberl, Spinning Wheel, Westend, Falco …) und Andi Kolbe (Flöte, Klarinette, Saxophon > später Drahdiwaberl, Spinning Wheel, Stress, Heli Deinboek, Hansi Lang …), mit denen es auch Auftritte bei Schülerpartys gab. Später kam auch Wolfgang Steirer (Schlagzeug > später Drahdiwaberl, Spinning Wheel, Sambrasil …) dazu.
Bernhard Rabitsch: „Eines schönen Tages im Jahre 1972 stand Stefan Weber (der Drahdiwaberl-Probenraum war ja schräg gegenüber) in der Türe und fragte uns, ob wir nicht bei Drahdiwaberl einsteigen wollten, denn ihm sei die halbe Band abhanden gekommen. Welch freudige Überraschung. Dies ist auch in den Tagebüchern von Stefan Weber nachzulesen, die in Wien in der Rathausbibliothek einzusehen sind.“
In der Folge erledigte Bernhard Rabitsch mit 17 Jahren die Aufnahmsprüfung zum Musikonservatorium der Stadt Wien. Dort war Robert Politzer (zu seinen Schülern gehörten u.a. auch Franz Koglmann, Franz Hautzinger, Bumi Fian, Hannes Kottek oder Andy Haderer) sein Lehrer. Gleichzeitig hat er auch die Graphische (Reprophotograph) fertig gemacht. Am Konservatorium entstanden natürlich neue Kontakte und so wurde er bald darauf eingeladen bei der Jazzrockband „Plastic Drug“ von Peter Schleicher mitzuspielen.
„1974 beschlossen dann Peter Vieweger (Gitarre, Gesang), Andi Kolbe (Saxophon, Flöte, Gesang), Wolfgang Steirer (Schlagzeug, Gesang) und ich eine Tanzband namens Spinning Wheel zu gründen, um damit auch etwas Geld zu verdienen. Mit dabei war auch ein Keyboarder, der nicht so zu uns passte und schon bald darauf durch Wolfgang Staribacher (Keyboard, Posaune) ersetzt wurde.“ Weiters dabei waren Michael Rubak (Bass) und Bernhard Rabitsch (Gesang, Trompete), sowie im Chor auch Pippa Armstrong.
Diese Band war schon sehr bald gut gebucht und gastierte nicht nur an Österreichs ersten Adressen, sondern auch in Deutschland und im ehemaligen Jugoslavien (Porec). In dieser sehr erfolgreichen Zeit ging Bernhard durch eine Schule, die anders nicht zu ersetzen gewesen wäre. Tägliche Auftritte mit 6 – 7 Stunden Dauer waren die Regel. Er musste in dieser Gruppe nicht nur Singen, sondern auch diverse andere Instrumente spielen. Und so war diese Zeit, wenn auch von manchen Musikerkollegen etwas abschätzig als „Kommerzpartie“ bezeichnet, ganz wesentlich für die Entwicklung.
In dieser Phase gibt es auch verschiedene andere Engagements, wie etwa beim Vienna Art Orchestra oder beim Orchester Teddy Ehrenreich. Dann folgte eine Pause, in der Bernhard Rabitsch das Konservatorium abschloss und sodann für 4 Monate nach Amerika ging.
Nach seiner Rückkehr hörte er, dass Spinning Wheel wieder aktiv sind. Als er daraufhin im Probelokal erschien, kam auch ein junger Bursche namens Hansi Hölzl (bisher Hallucination Company und Drahdiwaberl), der sich etwas Geld verdienen wollte. Darauf hingewiesen, dass er bei dieser Gruppe wohl auch singen müsse, war er recht froh und er meinte: „Ja gerne, denn der Wickerl (Ludwig Adam) hat mich eh nicht singen lassen.“ (bei der Hallucination Company spielte er den Bass). Als es dann so weit war, dachte er nicht daran die Titel von z.B. einem Rod Stewart möglichst originalgetreu zu interpretieren, sondern er sang dies eben auf seine Art – und diese wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Er hat eben auch damals schon die richtige Ausstrahlung gehabt.
Nach ein paar Jahren begann sich dann die Szene langsam zu verändern. Die Auftrittsorte wandten sich mehr und mehr den (natürlich billigeren) DJ’s zu und auch die Alleinunterhalter mit ihrer Begleitautomatik wurden mehr und mehr. Dazu kam für 4 Mitglieder der Zivildienst. Daher beschloss man zu mindestens einmal eine Pause für 1 Jahr einzulegen. Aber man musste natürlich noch die letzten Engagements wahrnehmen. Der letzte Auftritt erfolgte in München in einem Tanzlokal namens „Fregatte“. Und dabei gab es auch wie immer eine mitternächtliche Show-Einlage. Falco, der mittlerweile in Österreich mit dem „Kommissar“ die Nummer 1 der Hitparade und in Deutschland auf dem aufsteigenden Ast war (und sich trotzdem fairerweise bereit erklärt hatte die restlichen Engagements mitzumachen), sang bei dieser Mitternachts-Show seinen „Kommissar“. Nach dem Auftritt kam eine Dame zur Band und meinte: „Also, Euer Bassist sieht aus wie Falco, er singt wie Falco, aber so gut wie das Original ist er nicht.“
Falco gründete seine eigene Band und fragte 1982 Bernhard Rabitsch und Peter Vieweger ob sie beim ihm spielen wollten. So blieb Rabitsch für die nächsten 12 Jahre bei Falco. Dabei spielte er unter anderem in den Jahren 1982 – 1984 auch für Hansi Lang.
1983 wurde die Gruppe Westend gegründet. Sie bestand aus den Sängern Bernhard Rabitsch, Gary Lux, Peter Vieweger und Hans Christian Wagner. Prompt gewann die Gruppe den österreichischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest knapp vor Waterloo & Robinson (der Sieger wurde durch Publikumsbefragung ermittelt). Mit dabei auch die Tänzerin Patricia Tandien. Und damit begann das Abenteuer Eurovision Song Contest, der am 23. April 1983 in der Rudi-Sedlmayer-Halle in München stattfand. Mit 53 Punkten und Platz 9 (unter 20 Teilnehmern) wurde auch ein respektables Ergebnis erzielt. Es folgte mit der Single „Hurricane“ am 24. April der Einstieg in die Ö3-Hitparade, in der man sich 7 Wochen lang hielt und bis auf Platz 7 vorstieß. Parallel dazu platzierte man sich ab 1. Mai für 6 Wochen in der Verkaufshitparade (bis Platz 8).
Robert Wiaderni
nach Gesprächen mit Bernhard Rabitsch
Anfang 2017