geboren am 03.12.1947 in Wien
Der väterliche Plan für den jungen Heinrich Walcher wäre es gewesen, als Arzt in seine Fußstapfen zu treten. Nach fünf Semestern Medizinstudium wechselte Heinrich Walcher von der Medizinischen Fakultät an die Hochschule für Angewandte Kunst, wo er von Prof. Wolfgang Hutter sofort in die Meisterklasse aufgenommen wurde. Die anfängliche Enttäuschung des Vaters konnte er mit seinen frühen Erfolgen als Maler rasch wettmachen, zumal sein jüngerer Bruder Gerhard den medizinischen Weg einschlug.
Zugleich mit seinem Diplom der Hochschule für Angewandte Kunst erschien im Jahr 1972 der „Gummizwerg“ als Single. Sein Interesse für Popmusik war schon Jahre zuvor von den Beatles erweckt worden und mit seiner mit Freunden und Bruder gegründeten Band „Havelocks“ durchlebten die musikbegeisterten Burschen eine abenteuerliche Zeit.
Um 1967 begann sich die Band aufzulösen und Heinrich konzentrierte sich auf seine eigenen Texte, die anfänglich von Morgenstern und Ringelnatz beeinflusst waren.
In seinem Stammlokal „Schmalvogel“ im 6.Bezirk begann er in heiteren Runden seine Lieder zu singen. Dort wurde Christoph Oberhuber, damals Bassist bei den Jacks Angles, auf ihn aufmerksam und schickte ihn zu Eva Maria Kaiser.
Diese wichtige Förderin des Austropop war vom „Gummizwerg“ sofort begeistert und veranlasste eine ORF – Produktion. Später erfuhr Heinrich Walcher, dass Dr. Helmut Zilk (damals Intendant des ORF) zu diesem Lied schwere Bedenken geäußert hatte, aber letztlich überstimmt wurde.
So belegte Heinrich bei der Showchance 1972 hinter Stefanie (mit „Ich such‘ die Wahrheit“, 60 Punkte) mit 57 Punkten den 2. Platz. DER Renner wurde allerdings sein „Gummizwerg“, der in der Hitparade bis Platz 1 vorstieß. Als vermutlich erster deutschsprachiger Dialekttext zur Drogenszene bleibt der „Gummizwerg“ ein Meilenstein des Austropop.
Herbert O. Glattauer, ein strenger Musikkritiker in der Tageszeitung „Kurier“, benotete das Lied mit 5 Sternen.
Es folgten noch drei Alben mit dem ORF, auf denen Evergreens wie „Rosemarie“, „Mimi“, „Erdbeer, Zitrone und Haselnuss“ zu finden sind, allerdings war kein Titel mehr in der Lage den „Gummizwerg“ einzuholen. Nach einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Robert Ponger („Rosemarie“, „Marzipan“ und einige andere Titel) zog es Heinrich Walcher nach Kärnten, wo er seinen Wunsch, am Land zu leben, mit seiner jungen Frau und bald drei Kindern verwirklichen konnte.
Ohne Management und Unterstützung durch Plattenfirmen und Musikverlage gelang es Heinrich Walcher trotzdem in Eigenregie mit Freunden noch weitere vier Alben zu produzieren. In seinen Texten bewegt sich Walcher thematisch von Romantik bis zur ironischen Betrachtung alltäglicher Befindlichkeiten, ohne auf sein kritisches Bewußtsein zu verzichten. Dieser Umstand ist langläufiger Popularität nicht zuträglich und so bleibt seine Position in der Musikszene als Impulsgeber für innovatives Gedankengut.
Wenn sich auch in seinem Alltag die Beschäftigung mit Texten und die Malerei die Waage hält, so tritt er in der Öffentlichkeit im Wesentlichen als Maler auf.
Der Familienmensch Walcher liebt vor Allem das Private und lässt Engagements und Ausstellungseinladungen auf sich zukommen, ohne sich besonders um seine Karriere zu bemühen.
Heinrich Walcher hat zwei Söhne und eine Tochter und bis jetzt vier Enkelsöhne. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und wenn beide Familien sich treffen gibt es insgesamt fünf Kinder und sechs Enkerln. Nachdem er 1999 aus Kärnten nach Niederösterreich zurückgekehrt war, entstanden noch zwei Alben. Auf der letzten Produktion „Walcher von der Vogelweide“ verarbeitet er seine Elebnisse und Eindrücke aus der Zeit in Kärnten, wo er seinen Wohnsitz hinter der Burg Gradenegg hatte, deren Grundmauern bis in die Römerzeit zurückreichen.
Heinrich Walcher lebt und arbeitet in Berndorf/ NÖ.
Robert Wiaderni
nach einem Gespräch mit Heinrich Walcher
April 2018