vollständiger Name: Peter Jürgen Müller
geboren am 07.03.1942 in Wien
gestorben am 25.06.2021 in Wien
Es begann beim Heurigen 1964. Nach dem Gymnasium versuchte sich Peter in einem Mundharmonikatrio. Und er hatte sich bei der Fa. Hoyer eine Spezialanfertigung einer 12-saitigen Gitarre bestellt, denn es gefielen ihm nicht nur die englischen Beatbands, wie z.B. die Beatles, sondern auch die amerikanischen mit dem Westcoastsound.
Bei einem Heurigenbesuch hörte er ein junges Duo mit Akkordeon und Gitarre, mit denen er ins Gespräch kam. Das Duo spielte eigentlich mit wenig Erfolg in einer Beatband. Peter hatte kurz vorher eine Sängerin – die erfolgreich in amerikanischen Clubs in Deutschland aufgetreten war – kennengelernt, und sie kamen überein es zusammen als Band mit Merlin, einer Sängerin, zu versuchen. Als Name der Band wurde „Mimes & Merlin“ gewählt. Diesmal sollte Merlin nicht der Zauberer sein, sondern die Sängerin sollte das Publikum verzaubern. Peter war der Bandleader und er verpflichtete die Band zu vielen Proben, denn es galt ein gutes Repertoire zusammenzustellen. Es setzte sich aus Songs der Everly Brothers, Elvis Presley, Eddie Cochran, den Beatles, Buddy Holly, den Hollies usw. zusammen und wurde laufend erweitert.
Das gefiel auch dem Besitzer der „Hängematte“ (ehemaliges Tanzlokal neben dem Auge Gottes Kino), der zum ersten Manager der Band wurde. Aus Zeitgründen trennte sich die Gruppe alsbald wieder von ihm.
Beim Talente-Wettbewerb 1966 hatte man sich in der Gruppe Beat angemeldet, die Vorausscheidung gewonnen und einen neuen Manager kennengelernt, der als Reporter für die Zeitschrift Podium berichtete und selbst Musiker war. Gemeinsam mit ihm legte sich die Gruppe eine Strategie für die Endausscheidung zurecht. Dank der starken Stimmen von Peter, Macky, Karl und Merlin gewann die Gruppe „Mimes & Merlin“ diesen Wettbewerb souverän.
Es folgte die erste Schallplattenproduktion mit eigenen Songs (l can’t understand my brother / Drive me mad) und sie wurden von Eva-Maria Kaiser im Rundfunk unter dem Begriff Austro-Pop vorgestellt. Es kam dann auch zu verschieden Auftritten in Tanzlokalen, Jugendclubs, bei Kinopremieren und Events und einem Monatsengagement im „Chattanooga“ (Tanzlokal in Wien). Daraus resultierte eine Tournee durch Ostösterreich mit „Casey Jones and the Governors“, einer Beatband aus Liverpool, und „The Clan“ (mit Ludwig Hirsch und Peter Schleicher).
Unplugged spielte man sich auch beim Folkwettbewerb am Leopoldsberg als „Norfolks“ auf den vierten Platz.
Da die Sängerin Merlin geheiratet hatte und der Schlagzeuger Herbie an Krebs verstarb (ersetzt durch den Schlagzeuger der Slaves), änderte sich der Name der Band auf „Mimes“. Die Band bestand nunmehr aus Peter {git), Macky (baß), Charly (git) und Heiky (dr).
Mit der ersten Plattenproduktion nicht zufrieden, wechselten sie für die folgenden Produktionen ins große (teurere) Studio im Konzerthaus. Die zweite Single „Like to be young / Let’s make a movie” fand noch besseren Anklang, so daß die Fa. Amadeo auf die Band aufmerksam wurde und unter Vertrag nahm. Eine neuerliche Tournee mit den Lords aus Deutschland und vielen Zeitungsberichten war die Folge.
lm Fernsehen gab es Gastauftritte in einer Kulenkampff-Show und in der ersten farbigen Spotlightshow. Die neuen Singles „Some Kind Of Heartaches / What You Mean To Me ” und “Oh Carol / Let’s twist again” folgten.
Da es im Radio bis 1971 die Regel gab, eine Platte nicht öfters als 3 mal im Jahr zu spielen (Ausnahme Hitparade und Laufband), war es für österreichische Produktionen schwer, den Durchbruch zu erreichen.
1969 heiratete Heyki und damit löste sich die Gruppe auf.
Da Peter mit Technik experimentieren wollte, so wie es in ausländischen Studios möglich war, begann er neben seinem Hauptberuf als Buchhalter beim ÖAMTC, das Probelokal der Mimes in der Herbststraße, mit einigen Helfern und mit viel Idealismus aller Beteiligten, zu einem Studio umzubauen.
Er heiratete und wurde Vater einer Tochter. Sein Manager verhalf ihm 1971 zu einem Halbtagsjob als Buchhalter im Orac-Verlag (Autorevue). Dies ermöglichte ihm, die ersten Produktionen unter anderem mit den „Turning Point“ durchzuführen. Leider wurden diese Produktionen vom ORF anfangs boykottiert, mit dem Argument “Aufnahmen aus so einem Kellerstudio können wir nicht spielen”. Das änderte sich erst als der ORF den „Hofer“ von Wolfgang Ambros in die Hand bekam.
Dazu kam es wie folgt: Wolfgang Ambros war nach einem Ferienjob in England als Plattenverkäufer bei EMI London nach Wien zurückgekommen. Hier arbeitete er im Musikhaus 3/4 in 1010 Wien, Seilergasse. Mit seinem Schulkollegen Joesi Prokopetz als Textautor hatte er ein paar Titel komponiert, die er auf Platte bringen wollte. Von seiner Tante hatte er 5000 Schilling (ca. 364 €) bekommen. Um dieses Geld wollte er eine LP produzieren, hatte aber keine Musiker an der Hand usw. Also ging der Plan so nicht auf.
Kleine lnfo zu Technik: Während man in den USA und England bereits mit Mehrspurmaschinen und anderen technischen Hilfsmitteln aufnahm, arbeitete man hier mit drei Bandmaschinen. Peter experimentierte gern mit neuen Sounds, so wurde der Klavierpart im Hofersong über den Lesly einer Hammondorgel aufgenommen.
Peter bot Wolfgang Ambros an für die gebotenen 5000 Schilling 2 Titel zu produzieren, (Da Hofa / l bin allan). Er stellte die Musiker (u.a. Karl Ratzer, Peter Wolf) bei und tüftelte an einem neuen Sound.
Auch eine weitere Produktion aus derselben Zeit gefiel im Rundfunk – “Tschotscholossa” von den „Schmetterlingen“.
Von da an ging es bergauf. Es war endlich die unsinnige Beschränkung auf 3 Radio-Einsätze im Jahr gefallen. Viele Künstler fanden den Weg ins Peter J. Müller’s Soundmill Studio wie z.B. Georg Danzer, Wilfried, Acid, die Red Devils, Maria Bill, Christian Kolonovits, Drahdiwaberl, Waterloo und Robinson, usw. Robert Ponger lernte bei Peter Studiotechnik, bevor er mit Falco durchstartete.
Durch seinem unermüdlichen Einsatz für seine Musiker zerbrach die Ehe. Er wechselte beruflich zur „Amadeo“. Auf Grund der ersten Erfolge konnte er ein größeres Studio in Mauer anmieten. Dort konnte er endlich so arbeiten, wie er sich das vorstellte und hatte die erste Mehrspurmaschine. Privat war er mit lngrid Klausnitzer liiert.
Doch Peter blieb Idealist. Mit dem Geld, das er mit der ersten Opus LP (Flying high) verdiente, produzierte er LP’s mit der Kabarettgruppe EAV. Weitere Produktionen mit Karl Ratzer, Stefanie Werger, Boris Bukowski, STS, André Heller, Sigi Maron erbrachten an die 120 Stück !!! goldene und Platinschallplatten. Das ist unerreicht in Österreich.
Mit dem Hit ,,Everybody Have Fun Tonight“ (Wang Chung) erreichte er in Amerika den ersten Platz.
Er wollte nie geehrt werden, freute sich aber sehr, als er von Alex Rehak (Turning Point) 2013 in Graz den Erzherzog Johann Award als bester Produzent überreicht bekam.
In Graz lernte er auch seine zweite Ehefrau kennen. die ihm 2018 noch einen Sohn gebar.
Peter hatte sehr viel geraucht und zu spät damit aufgehört, was ihm zuletzt große Probleme beim Atmen gebracht hatte. lm Juni 2021 ist er im Alter von 79 Jahren verstorben.
Ohne seine Erfahrung mit der Band, ohne seinen Idealismus alles perfekt zu gestalten und ohne seine Musikalität hätte es diese Erfolge nie gegeben und wäre die Austropopszene so nie möglich gewesen.
Hannes Hula
Mai 2023