3 KOLIBRIS

Charamsa-Ratzer-Schaupp - min
Charamsa - Ratzer - Schaupp

3 KOLIBRIS

Kabarett, Wienerlied – aktiv von 1969–2000

Erstbesetzung:
Karl Charamsa
Rudi Ratzer
Rudi Schaupp

06.06.1993 – Goldener Violinschlüssel von der “Robert Posch Vereinigung

Ein Kolibri (Rudi Schaupp) erinnert sich

Das Telefon läutet. Es ist Freitag, der 16. Mai 1969 und es ist 21.47 Uhr:
Der Loisl, mein bester Freund ist dran. „Du musst unbedingt kommen, zwei solche Musiker hast du noch nicht gehört“. Er weiß, dass ich von guter Musik begeistert bin. „Steig ins Auto und komm“. Ich steig ins Auto und fahre von Melk nach Petersdorf, das eigentlich Perchtoldsdorf heißt, zu einem Heurigen mit Namen Scurek. Dort begeistert mich die Musik wirklich. Karl Charamsa und Rudi Ratzer spielen. In der Ecke lehnt ein Bass und ich frage, ob ich denn nicht mitspielen dürfe. „Wos, jetzt, wo mir grad aufhören wollen?“, fragt Charlie Charamsa. Und dann wird es fast ein Uhr früh . . .

Wir beschließen, eine Musikgruppe zu gründen und brauchen erst einmal einen Namen. Die „Drei Lauser“ und „Die drei Spitzbuam“ gibt es schon und plötzlich fällt der Name Kolibri. „Die drei Kolibris“ sind geboren und eine fast beispiellose Geschichte beginnt.

Zwei Wochen später wird die erste Schallplatte mit Wienerliedern aus der Taufe gehoben. Und wir werden, was es heute fast nicht mehr gibt, mit fixem Gehalt engagiert.

Beim Heurigen Reinprecht in der Cobenzlgasse in Grinzing waren wir ein Jahr engagiert, im Weinbottich, der ebenfalls zum Reinprecht gehört, waren es sogar sieben Jahre. Man erzählt sich, dass Robert Stolz bei diesem seinem Stammheurigen zum Wienerlied „Ich bin in Grinzing einheimisch“ inspiriert wurde.

Im Alten Presshaus in Grinzing spielten wir 23 Jahre lang mit einigen Unterbrechungen.

Der Inhaber Krischke ist ein Chef der Sonderklasse. Er lädt seine Angestellten, zu denen auch wir Musiker gehören ein, gemeinsam mit ihm Urlaub auf Gran Canaria zu machen. Und zwar auf seine Kosten. 1978 steigt Rudi Ratzer aus und Alex Zenker spielt statt ihm.

Dazwischen liegen viele Auftritte im Rundfunk unter der Leitung von Professor Karl Grell, die Produktion von 15 Langspielplatten und zahlreichen Singles. Heinz Conrads lud uns weit über dreißig Mal in seine Sendung „Guten Abend mit Heinz Conrads“ ein.

Während der Zeit im Weinbottich hatten wir immer wieder prominente Gäste, die uns regelmäßig besuchten. So war Lolita, die eigentlich Edith Einzinger hieß und mit ihrem Schlager „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ bekannt wurde, immer wieder zu Gast. Auch Peter Alexander, der Opernführer Marcel Prawy, Josef Egger, Grace Kelly, Arnold Schwarzenegger und auch die Schispringer-Elite mit Toni Innauer und Karl Schnabl waren öfter bei uns anzutreffen.

Von 1980 bis 1983 war ich dann jeweils im Jänner, Februar und im März in Hamburg, unter anderem im Stadtheurigen „Wiener Marie“. Neun Monate lang sind wir in Zürich engagiert, wo wir jeden Abend den Saal füllen. Auch in Rinteln im Weserbergland waren wir musikalisch tätig. Zurück aus der Schweiz traten wir dann ein Jahr im Weinschlössl in Grinzing auf.

Seit 1969 bin ich Berufsmusiker und mit den Kolibris an vielen Standorten tätig. So spielten wir beim Reinprecht in der Nähe der 38er Endstation und ab 1970 sieben Jahre im Weinbottich. Im September 1983 stirbt Charlie Charamsa. Die Kolibris sind nur mehr zu zweit. Da fällt mir im Nagl-Stüberl ein junger Sänger auf, der eine klassische Ausbildung hat und ein dritter Kolibri sein könnte. Ich red mit ihm und ab 1984 sind wir wieder drei, Rudi Ratzer, Gerhard Heger, den man in der Zwischenzeit „Die Stimme Wien“ nennt, und ich. Bis ins Jahr 2000 treten wir in dieser Formation auf. Dann löst sich die Gruppe auf, nachdem Rudi Ratzer stirbt.

Gerhard Greisinger
für Rudi Schaupp

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