Hans ZEISNER

Hans ZEISNER

Komponist, Musiker (Geige)

geboren am 23.03.1911 in Wien
gestorben am 25.05.1978 in Wien
beerdigt auf dem Friedhof Ober St. Veit in Wien, Gruppe J, Reihe 3, Nummer 10

Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich

Hans Zeisner wurde am 23. März 1911 in Wien geboren. Über seine Familie liegen keine Informationen vor. Er erhielt Geigenunterricht. Bereits mit fünf Jahren begann er mit dem Komponieren, und als 16jähriger schrieb er für eine Schülerrevue ein Lied, dessen Aufführung ihm erste Anerkennung einbrachte. Ab dem Wintersemester 1930/1931 studierte er dem Ansinnen seines Vaters entsprechend an der Universität Wien Jura, doch brach er das Studium schon im folgenden Semester wieder ab. Fortan widmete er sich der Musik und komponierte vor allem Schlager.

Wegen seiner jüdischen Herkunft dürfte sich die berufliche und persönliche Lage für Zeisner nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 bald verschlechtert haben. Im Mai 1938 meldete er daher bei der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien seinen Wunsch an, in die USA auswandern zu wollen. Dies ließ sich jedoch nicht so schnell realisieren. Nach der Reichspogromnacht wurde er verhaftet und am 10. Nov. 1938 zunächst in das Gefangenenhaus in der Hahngasse, das zum Komplex des Gefängnisses Rossauer Lände gehörte, verbracht. Am 13. Nov. 1938 wurde er dann in das KZ Dachau überstellt, aus dem er erst am 28. Apr. 1939 wieder entlassen wurde. Noch während seiner Inhaftierung wurde er aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. Vermutlich war die Entlassung mit der Auflage verbunden, das Deutsche Reich möglichst schnell zu verlassen, weshalb sich als Fluchtziel die chinesische Hafenstadt Shanghai anbot. Dort konnte man nach dem Japanisch-chinesischen Krieg von 1937 und der daraus folgenden Aussetzung der Immigrationskontrollen ohne weitere Formalitäten einreisen. Um die Fahrtkosten von mehr als 600 RM für Bahn- und Schiffsfahrkarten bezahlen zu können, beantragte Zeisner finanzielle Unterstützung bei der Israelitischen Kultusgemeinde sowie bei der Aktion Gildemeester.

Zeisner war zuletzt in der Vereinsgasse 36/8 in der Wiener Leopoldstadt wohnhaft. Er verließ die Stadt im Mai 1939 und erreichte Shanghai am 4. Juni 1939 auf dem Dampfer Conte Verde. Vermutlich reiste er allein. Der Name seiner Ehefrau Marianne Zeisner, der in den Unterlagen zu seiner Inhaftierung 1938/1939 genannt wird, taucht im Zusammenhang mit seiner Auswanderung nicht auf. Es ist anzunehmen, dass sich das Paar trennte.

Dem „Adressbuch fuer Emigranten“ von 1939 zufolge wohnte Zeisner in Shanghai unter der Adresse Seward Road 805/6 im japanisch besetzten Stadtteil Hongkew, wo die meisten Flüchtlinge eine Unterkunft fanden. Zwar verzeichnete ihn das Adressbuch mit dem Beruf Komponist, doch lassen sich für die folgenden Jahre in der Presse und anderen Quellenüberlieferungen keine entsprechenden Tätigkeiten ausmachen. Möglicherweise hielt er sich auch nicht durchgehend in Shanghai auf, denn er soll während des Zweiten Weltkriegs als Kapellenleiter und Musiker auf italienischen Schiffen und später auch in Hongkong gewirkt haben. Vermutlich nahmen diese Tätigkeiten ein Ende, als Großbritannien nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs alle „feindlichen Ausländer“ in Hongkong internierte und dann teilweise nach Shanghai abschob, oder aber als Italien im Sommer 1940 in den Krieg eintrat und der Schiffsverkehr eingeschränkt wurde.

Nach der Proklamation der „designated area“ 1943 durch die japanischen Besatzer musste Zeisner in dem als Ghetto Hongkew bekannt gewordenen Stadtteil Shanghais leben und konnte ihn nur noch mit amtlicher Genehmigung verlassen. Er wohnte in dieser Zeit in der Mac Gregor Road. Seinen Lebensunterhalt scheint er als Geiger mit Unterhaltungsmusik verdient zu haben. Die Berufsvereinigung Shanghai Musicians Association, deren Mitglied er war, verzeichnete um 1944 für ihn ein entsprechendes Engagement im Kores Theatre. Dort hatten in dieser Zeit auch andere Musiker Engagements, darunter Kurt ArndtHans Bach, Norbert Fabisch, Erna Kempe und Heinz Schlesinger. Das Kores Theatre befand sich in der Bubbling Well Road 4 im ehemaligen International Settlement, was bedeutet, dass Zeisner in der Lage war, einen Ausgangspass für das Ghetto zu erlangen.

Nach dem Ende des Pazifikkriegs und der Aufhebung der Ghettogrenzen blieb Zeisner noch einige Zeit in Shanghai. Ob er weiterhin als Musiker arbeitete, ist nicht bekannt. 1947 kehrte er mit seiner zweiten Frau Fanny Zeisner, die er wohl während der Exilzeit geheiratet hatte, nach Österreich zurück und nahm seinen Wohnsitz wieder in Wien. Noch im Jahr seiner Rückkehr ließ er seine Gefängnis- und Konzentrationslagerhaft vom KZ-Verband registrieren. Anders als vielen anderen Flüchtlingen, die in Shanghai gewesen waren und nach Europa zurückkehrten, glückte Zeisner in der Nachkriegszeit der Wiedereinstieg in den Beruf. Schon 1947 publizierte er in verschiedenen Wiener Verlagen (Doblinger, Krenn, Phöbus) mehrere Wienerlieder und setzte diese Publikationstätigkeit in den folgenden Jahren in weiteren Verlagen regelmäßig fort. 1955 kündigte die Presse Uraufführungen seiner Operetten „Mister X“ und „Das goldene Nest“ sowie eine Rundfunkaufführung der symphonischen Dichtung „Das Gebet zu den Sternen“, die während seiner Konzentrationslagerhaft entstanden war, an. Darüber hinaus schrieb er Musik für mehrere Spiel-, Dokumentar- und Kabarettfilme, darunter „Lachendes Wien“ (1957), „Oh, du mein Österreich“ (1959), „Vor Jungfrauen wird gewarnt“ (1962) und „Wiener Schnitzel“ (1967). Für seine Verdienste um die Republik Österreich wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen ausgezeichnet.

Hans Zeisner starb am 25. Mai 1978 in Wien.

Quelle:
Sophie Fetthauer: Hans Zeisner, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, Sophie Fetthauer (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2017

Dankenswerterweise von Herrn Prof. Walter Schwanzer zur Verfügung gestellt:

Titel
Text
Musik
Das Herz von Wien
 
Hans Zeisner
Das Wiegenfest
 
Hans Zeisner
Der Abschied von Dir war ein Abschied vom Glück
Hans Zeisner / M. Schinko
Hans Zeisner
Der alte Clown
Albin Ronnert
Hans Zeisner
Der alte Jim
Dörre / Tambour
Hans Zeisner
Der alte Refrain
Hans Zeisner / M. Schinko
Hans Zeisner
Dirnderl vom Grundlsee
Josef Hochmuth / Hans Werner
Hans Zeisner
Ein bißchen mehr Herz und ein bißchen mehr Liebe
Max Schinko
Hans Zeisner
Ein Frühlingstag war es …
Hans Zeisner
Hans Zeisner
Ein Vierterl Wein, zwei Vierterln Wein …
 
Hans Zeisner
Geissel des Fleisches
Erich Benedini / Kurt Svab / Hans Werner
Hans Zeisner
Ich hab’ so Sehnsucht
Oskar Dub
Hans Zeisner
Ist das der Dank?
Kurt Piringer / Hans Zeisner
Hans Zeisner
Kaltenleutgeben du
Hans Zeisner
Musikant
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Niemals soll man einen Menschen kränken den man liebt …
Hans Werner / Hans Zeisner
Hans Zeisner
Signorina
Kurt Piringer
Hans Zeisner
… und in ein paar Jahren …
Hans Zeisner / Kurt Piringer
Hans Zeisner
Von Wien erzählen die Geigen
 
Hans Zeisner
Warum hast du mich geküsst
Josef Hochmuth / Hans Werner
Hans Zeisner
Wenn einmal in fernen Tagen …
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Wenn ich auch alles verlier, du musst mir bleiben
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Charly Gaudriot / Hans Zeisner
Wenn im Prater in Wien …
Tambour
Hans Zeisner
Wenn man Abschied nimmt von allem was schön war …
Hans Zeisner / Hans Werner
Hans Zeisner
Wenn zwei aus einem Glaserl trinken
 
Hans Zeisner
Wien, du bist das letzte Märchen
 
Hans Zeisner
Wir sind geschiedene Leute
Hans Zeisner
Hans Zeisner
Wirf a Steinderl auf’s Dach
Erich Meder
Hans Zeisner
Zwei weiße Möven (Lolita)
Hans Zeisner / Spiller / Hubert
Hans Zeisner / Spiller / Hubert
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