Luzzi BAIERL

Luzzi (Lucia) BAIERL

Wienerlied-Sängerin, Heurigenwirtin

geboren am 25.11.1924 in Wien
gestorben am 23.02.2004 in Wien
beerdigt auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 77B, Reihe 33, Nummer 4)

Ehrung:
1968  Hut vom lieben Augustin in Bronze von der Robert-Posch-Vereinigung

Fritz Imhoff wurde für sie zum Dichter und schrieb begeistert einen Vers ins Hernalser Gästebuch:

„Als Sängerin erfreut sie aufs beste
mit herrlicher Stimme die Gäste!
Als Wirtin das ‚Liebste‘ tut sie
für uns die Baierl Luzzi!“

Fritz Imhoff, Toni Karas, O. W. Fischer, Willy Kralik…, die Namen der Besucher von Luzzi Baierls ehemaligem Heurigenbetrieb in der Lacknergasse 57 waren ebenso prominent wie zahlreich. Wenn am Abend im Altwiener Gastgarten um die große Linde die Wirtin ihr Antrittslied „Kinder, seid’s alle beinand“ anstimmte, wurde es fast andächtig still unter den Zuhörern. Und wenn beim Lied „Das klingt wie ein Märchen aus Wien“ der Refrain „A Bank und a Tisch mit an Windlichterl drauf“ erklang und die kleinen Windlichter auf den Heurigentischen flackerten, weinte manch eine(r) vor Rührung.

In Favoriten
Luzzi Baierl ist immer noch eine fesche Person. Der Wiener Humor wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Diese stand im Haus des Fuhrwerkers Mischek in der Nähe des Favoritner Waldmüllerparks.
„Ich hab’ als Kind. schon gern gesungen, und mein Bruder hat Harmonika gespielt. Eines Tages ist mein Vater , der immer sehr gastfreundlich war – wir waren ja nicht sehr reich, aber bei uns hat jeder zumindest eine Suppe bekommen – mit so einem  Strotter, einem Harmonikaspieler, nach Hause gekommen. Der hat uns ‚Mamatschi‘ gelernt, und bei mir sind die Tränen geflossen…
Mit diesem Lied sind wir dann in dem Gasthaus in der Gudrunstraße aufgetreten. Und auf die Art und Weise bin ich als ‚Lercherl von Favoriten‘ in die ‚Kronen-Zeitung‘ gekommen.“ Ein Diplom, ein Volkskunstpreis folgten.

„Meine Cousine war damals Beauty in der Revuebar „Femina“ in der Johannesgasse, die hat gesagt, geh doch einmal hin, stell dich vor! Ich bin gleich hinmaschiert. Na, dann hab‘ ich ‚Mamatschi‘ vorgesungen … und schon war ich in der Revue. Jeden Vormittag und Nachmittag Proben, abends dann Bühne …“

In die „Femina“-Zeit fiel auch das nähere Kennenlernen ihres späteren Mannes Ferry Baierl, das unter recht ungewöhnlichen Begleitumständen zustandekam. Achmed Bei, Ferrys Freund, hatte sie gemeinsam mit ein paar anderen Revuemädchen zu sich eingeladen und – um sie zu zwingen wiederzukommen – ihr anschließend den Paß abgenommen. Ferry Baierl, der das Dokument bei seinem Freund liegen sah, war entsetzt. Kurzentschlossen nahm er den Paß an sich und brachte ihn zur Mutter Luzzis. Als Luzzi ihn daraufhin anrief, um sich zu bedanken, legte auch er ihr einen Köder aus: „Er hatte von Achmed erfahren, daß ich gerne Cinzano trinke und einen besorgt, nun hat er verlangt, daß ich ihn mir holen muß …“

Die Reblaus
Nach dem Krieg war Hochzeit, wogegen sich die damals erst 20jährige Luzzi anfangs sehr sträubte. Kurz darauf wurde Sohn Franzi geboren, und die junge Mutter war zunächst mit Windelwechseln beschäftigt …

Eines Tages gingen wir zum Föderl ins Kaffeehaus – das war damals so ein richtiges Künstlercafé – und da kam die Aufforderung: ‚Geh, Luzzi, sing!‘ Na, ich singe. Kurze Zeit darauf bekam ich Besuch von der Frau Föderl: ‚Würden Sie nicht die Interpretin von meinem Mann werden?‘ Karl Föderl komponierte hauptsächlich Wienerlieder (das bekannteste vielleicht „Die Reblaus“), Schlagermusik (mehr als 800 Nummern) und Filmmusik. Eine ganz neue Herausforderung für Luzzi Baierl.

„Am Premierentag hatten wir fünf Vorstellungen mit Abschluß im Konzerthaus. Und ich hatte 40 Grad Fieber! Also hab‘ ich zwischen den Vorstellungen immer Penicillin bekommen, hohe Dosen. Später hat sich dann herausgestellt: Es war Scharlach!“ Trotz ihrer Krankheit verzauberte Sängerin Luzzi mit ihrer wunderschönen Stimme sofort das Publikum. In der Folge meldete sich der Linzer Rundfunk, dann der Wiener, und auf einmal klopfte auch die Firma Philips-Schallplatten an.

Irgendwann während der Karriere entstand der Wunsch nach einem „zweiten Standbein“, und Luzzi Baierl erfüllte sich den Traum vom eigenen Heurigenlokal. Nach vielen Jahren erinnert sich die sympathische Sängerin immer noch voller Wehmut an die schöne Zeit als Heurigenwirtin. Auch die Zwiesprache mit dem geliebten Mann, der drei Wochen vor dem „goldenen“ Hochzeitsjubiläum starb, fehlt ihr sehr. Aber zum Glück hat sie ja Sohn Franz (der mit Singen gar nichts am Hut hat, dafür mit Eiskunstlauf), eine treue Freundin (noch aus der Glanzzeit) und gute Nachbarn …

aus der Wochenzeitschrift „Samstag“ vom 22. August 1998 – Nr. 34

Teilen via: