geboren am 20.08.1852 Wien
gestorben am 24.07.1904 Wien
beerdigt auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 30C, Reihe 15, Nummer c15)
Das Variete Ronacher war und ist vielen unserer Landsleute ein Begriff, als es Operettenbühne, als es Varietébetrieb war, als Ausweichstätte des zerbombten Burgtheater von 1945 bis 1955 diente, lange Jahre dem Fernsehen unterstand und zuletzt Musicalbühne wurde.
Dort dirigierte ein vitaler Musiker und Komponist namens Karl Kratzl mit großer Vielseitigkeit. Als Sohn eines Schildermalers war er bereits mit 13 Jahren Schüler des Wiener Konservatoriums, studierte Geige bei Hellmesberger sen., bei Bruckner Theorie und Kompositionslehre. Nach seinen Studiumabschlüssen gehörte er vier Jahre dem k.u.k. Hofopernorchester an. 1879 stand er an der Spitze seines eigenen Orchesters, aus dem sich dann das “Ronacher-Orchester“ entwickelte. Kratzl begleitete auch den später weltberühmten Virtuosen Fritz Kreisler, als der, 10jährig, in der “Neuen Welt” in Hietzing auftrat!
Wer weiß das heute noch, wer weiß, dass Kratzl, eine stadtbekannte Persönlichkeit, auf der Tramway, im Stellwagen, seine Manschetten oder Tramwaykarten benützte, um seine musikalischen Einfälle rasch aufzuschreiben.
Er gründete einen sonderbaren Verein, den er “Sautrog” benannte, nur war dieser als Verein nicht gemeldet und Statuten lagen polizeilich keine vor. Als Kratzl, bei der Polizei angezeigt, denunziert wurde, meinte der Kommissär: “Und sie verlangen sogar 5 Kronen von jedem Mitglied, das ist schon arg!” Darauf erwiderte Kratzl : “Ich kassier’ keine Mitgliedsbeiträge, sondern sag nur nach Belieben fünf Kronen. Gibt aner mehr halt ich ihn net auf und weniger nimm i net!”
Nach seiner Vorstellung war er im Kreise seiner Freunde zu finden, öfter bis in die Morgenstunden, da trank er gern seine Mischung, die er ”Lebensspreitzer“ nannte, bestehend aus Kognak, Rum, Tee, Obers und Himbeersaft.
Den Sommer 1904 verbrachte Kratzl bei Melk. Am 20. Juli wanderte er mit den Seinen ins Bad, wurde dort von einer Fliege in den Arm gestochen und erlag trotz sofortiger Hilfe einer Blutvergiftung.
Seine Kompositionen waren ungeheuer populär: ”Das Glück is’ a Vogerl”, “Die Perle der Frauenwelt” „Mir hat amal vom Himmel tramt”, das köstliche „Da g’schicht sicher a Malheur” und ”Jessas, a Ringelspiel”, nicht zu vergessen sein einmaliger Walzer ”Les dernieres gouttes” („Die letzten Tropfen”) der weit über Österreichs Grenzen gespielt wurde.
Vom Enkel des Karl Kratzl erhielt ich 1993 ein Buch gewidmet: ”Karl der Eierkopf” – Selbstportrait eines Karikaturisten. Univ. Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Kratzl schrieb mir als Widmung: “Herrn Emmerich Arleth gewidmet, als Dank was er und sein Vater für die Musik meines Großvaters getan haben”!
Text: Emmerich Arleth
Da gschicht sicher a Malheur |
Das Glück is a Vogerl |
Der Sautrog |
Die letzten Tropfen |
Die Linzerin |
Jessas a Ringelspiel |
Lebensspreitzer |
Mir hat amol vom Himmel tramt |
O, Barbara! |
Perle der Frauenwelt |
Unser Prater |
Was man Alles haben mnuss |