geboren am 26.07.1965 in Wien
Andy Lee Lang ist wohl das Beste, was dem Rock’n’Roll der Jetztzeit passieren konnte. Aber wie nahezu in jeder Branche, bewahrheitet sich auch in der Musik, dass eine fundierte und gediegene Ausbildung bereits den halben Erfolg bedeutet. Gepaart mit dem Enthusiasmus und dem Talent von Andy werden Hallen zum Bersten gefüllt und auch der müdeste Dackel hinter seinem Ofen spürt dieses rockige Zucken in seinen Beinen.
Der am 26.07.1965 in Wien geborene Andy beginnt schon mit 6 Jahren beim Großvater, einem Musikprofessor, klassischen Klavierunterricht zu nehmen. 10 Jahre lang übt sich der Gymnasiast und spätere HAK-Absolvent in Klaviersonaten. Aber dann geht’s los. Bereits 1981 gründet‘ Andy, stets von seinem großen Vorbild und Idol Jerry Lee Lewis geleitet, eine Schulband. Diese, aus Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard bestehende Gruppe, spielt ab 1983 Tanzmusik bei Bällen, Parties etc. 1985 gibt es dann erstmals den Bandnamen Andy Lee Lang (das „Lee“ stellt eine Verbeugung vor seinem Idol dar), wobei noch ein Saxophon dazu stößt. Wieder wird bis ca. 1987/88 vornehmlich Tanzmusik zum Besten gegeben. 1988 kommt der sechste Mann zur Gruppe und ab 1991 gibt es die heutige Besetzung. Doch bereits im April/Mai 1990 gibt es die erste LP von Andy „Back To Rock’n’Roll“, auf der 5 Eigenkompositionen zu finden sind, die so erfolgreich sind, dass schon kurz darauf „Boogie Woogie Woman“ als Single-Auskoppelung erhältlich ist.
1991 folgt schon die zweite LP/CD „Piano Man“, wobei von der LP nur 1.000 Stück, einzeln nummeriert und handsigniert, gepresst werden. Für alle Vinyl-Sammler der Hinweis: Es gibt nur noch ganz wenige Restexemplare!
Andy’s Metier sind aber seine Live-Auftritte, bei denen er sich regelmäßig total verausgabt. Wenn man bedenkt, dass er pro Konzert ca. 2 bis 3 kg an Körpergewicht verliert, dann kann man erst ermessen, wieviel Kraft seine jährlich ca. 130 Auftritte kosten. Da bleibt nicht viel Zeit für seine Hobbys wie Schallplatten und Videos, aber auch nicht für seine Lieblingsbeschäftigung als Schilehrer.
In der heimischen Musikszene gab es Sessions mit Hans Theessink, Hansi Dujmic, Carl Peyer, Franco Andolfo, den Untouchables und wiederholt mit Ulli Bäer und der Jazz-Gitti, um nur einige zu nennen.
Mittlerweile avancierte Andy aber vor allem international zu einem begehrten Musiker. Auftritte mit Wanda Jackson, Chuck Berry, Fats Domino, The Magic Platters, Percy Sledge und Rocco Granata beweisen dies sehr eindrucksvoll.
In dieser Auflistung hat aber Chuck Berry einen ganz besonderen Stellenwert. Als Andy das erste Mal als seine Begleitband engagiert war, gab es – wie üblich – eine Probe. Chuck Berry war viele verschiedene Gruppen gewöhnt und fasste auch diese Probe als reine Routine auf. Doch schon bald bemerkte auch er die Qualität eines Andy Lee Lang und lockert, für ihn vollkommen unüblich, zusehends auf. Wer Chuck Berry kennt, weiß was es zu bedeuten hat, dass er Andy und seine Band nach Probenende spontan zum Essen einlud. Diese hervorragende Zusammenarbeit gipfelte in mehreren gemeinsamen Tourneen, wobei Chuck Berry bei seinen Europatrips auf Andy Lee Lang besteht, ohne den er nicht mehr zu Konzerten in unseren Breitengraden bereit ist. Ein besonderes Erlebnis erfuhr Andy auch in der Schweiz. Anlässlich der gemeinsamen Tournee von Chuck Berry und Jerry Lee Lewis, fiel letzterer knapp vor einem Konzert aus gesundheitlichen Gründen für den Rest der Veranstaltungsreihe (also auch für Wien) aus. In welcher Verfassung sich der Veranstalter befand, lässt sich sicherlich leicht denken. Man beschloss daher kurzerhand Andy Lee Lang anstelle von Jerry Lee Lewis spielen zu lassen. Natürlich nicht ohne dem gewissen Nervenspiel in der Bauchgegend, denn man wusste ja nicht, wie das Publikum reagieren würde. Nachher wusste man es: Andy wurde von den Fans begeistert aufgenommen und sein großes Vorbild, Jerry Lee Lewis, ging eigentlich niemanden so richtig ab. Kann es ein schöneres Kompliment geben?
Damit erfolgte 1992 auch der internationale Durchbruch. Es gab Auftritte in Deutschland und im Mutterland des Rock’n’Roll, in den USA. In Los Angeles und in Las Vegas wurde Andy Lee zum gefeierten Star. Dies schlug sich auch in einer neuerlichen Einladung zu einer 5-wöchigen Tournee im Herbst 1993 nieder, wobei als Auftrittsorte Chicago, Los Angeles, Las Vegas und Reno fix eingeplant sind.
Im März 1993 war er mit seiner Band auf Marokko-Tournee. Auch hier schwappte die Begeisterung über und es wurden mit Andy bereits für 1994 mehrere Auftritte fixiert.
Dazu kommen noch im Mai 1993 Auftritte in der Schweiz und in Paris. Und außerdem wurde Andy Lee Lang von Haiti Weirather für sämtliche Herren-Weltcup-Abfahrten der Saison 1993/94 ins Rahmenprogramm engagiert.
Wenn man sich diesen Terminkalender und Andy’s Erfolge betrachtet, dann fragt man sich, wozu der ORF im August 1992 ein aufwendig gemachtes 50-minütiges Andy-Lee-Lang-Special aufgenommen hat, ohne es zu senden. Wollte man nur für einen Nachruf gewappnet sein? Unser Appell an die zuständigen Damen und Herren: Zeigt uns doch den Künstler, der den Rock’nRoll der 90er-Jahre macht. Aber bitte nicht zu mitternächtlicher Stunde.
Robert Wiaderni
nach einem Gespräch mit Andy ‘Lee’ Lang
Mitte1993