Karl NAGL

Karl NAGL

Musiker, Sänger, Werkelmann

geboren am 04.12.1922 in Wien
gestorben am 23.08.1994 in Wien
beerdigt am 06.09.1994 auf dem Ottakringer Friedhof in Wien (Gruppe 15, Reihe 19, Nummer 14)

Karl Nagl wurde am 4. Dezember 1922 in Wien-Ottakring geboren.  Vater war Schrammelmusiker, die Mutter Tänzerin und Zitherspielerin. Nach der Pflichtschule trat er in die Orgelbauer-Lehre ein. Nach Abschluss der Lehre betreute er bei der Firma Molzer-Orgelbau u.a. 46 Praterorgeln (leider wurden durch den Krieg alle 46 Praterorgeln zerstört). In dieser Zeit erlernte er Kartonnotenstanzen und Walzensetzen und begann einen Harmonikalehrgang.

Im Jahr 1941 wurde Karl Nagl zum Arbeitsdienst und danach Kriegsdienst in Norwegen einberufen.

Nach Ende des Krieges konnte er den Beruf als Orgel-Betreuer in Niederösterreich, ab 1950 dann auch in Wien, ausüben. Er spezialisierte sich auf Werkel-Restaurierungen, Reparaturen, sowie das Sammeln von Trichtergrammophonen, Musikmaschinen (Edison, Phonographen, Spieldosen, Drehorgeln und Zugwerkeln). Wie schon sein Vater, trat er nebenbei als Heurigenmusiker und Sänger bei zahlreichen Veranstaltungen auf.

KarI NagI blieb trotz seiner abendlichen Auftritte dennoch seinem ,,Werkel” treu, denn nunmehr, nach langem Kampf mit den Behörden, erhielt er vom Magistrat der Stadt Wien endlich die Genehmigung in den Wiener Fußgängerzonen mit seinem Werkel spielen zu dürfen. Seit 1930 gab es keine übertragbaren Lizenzen für Werkelmänner und ab 1938 waren sie überhaupt verboten. Erst nach 1945 konnten die alten Lizenzen wieder ausgenützt werden, allerdings wurden keine neuen mehr ausgestellt. Daher ist es erfreulich, daß KarI Nagl wieder spielen durfte, denn damit war Wien um eine neue und doch so uralte Attraktion reicher geworden und die Wiener wie auch speziell die ausländischen Urlaubsgäste konnten wieder einen richtigen Wiener Werkelmann bewundern. Es ist auf jeden Fall begrüßenswert, daß wenigstens eine der vielen entschwundenen Altwiener-Typen am Leben erhalten blieb.

Von 1955 bis Mitte 1978 arbeitete Karl Nagl – von kurzen Unterbrechungen abgesehen – bei der Kaffeehausbesitzerin und Sängerin Herma Liskowetz. Und seit 1964 trat er mit der besten Wiener Dudlerin – Trude Mally – in eine sehr erfolgreiche musikalische Partnerschaft ein.

Am 8. September 1992 war es soweit, es wurde dem Künstler  vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung der Berufstitel „Professor“ verliehen.

Der liebe Augustin
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