Johnny PARTH

BildDatenEhrungen
Labelinhaber (Paltram, Roots, Document, Basilisk), Produzent

bürgerlicher Name: Johann Ferdinand Parth

geboren am 11.01.1930 in Wien

2001  „Keeping The Blues Alive“-Award, USA
2003  Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
Biographieveröffentlicht auf Labels
Jugend

Der Großvater war Schulwart einer Volksschule in Wien Ottakring. In dessen Dienstwohnung lebten auch die Eltern von Johann Parth, der hier am 11.01.1930 als erstes Kind der Familie Parth zur Welt kam. In eine Welt, in der 2 Geschwister (Peter, später Kameramann beim ORF, und Christl) folgten und die bald schon durch den 2. Weltkrieg getrübt war. Da war es dann schon ein richtiges Abenteuer von einem Schulfreund eingeladen zu werden, um sich dort eine Schellackplatte anzuhören, von der er sich gar nichts erwartete. Doch als dann der „St. Louis Blues“ von Louis Armstrong lief, war er ganz aus dem Häuschen. Die Faszination „Blues“ hatte Johann Parth infiziert. So war es nicht weiter verwunderlich, dass weitere Treffen folgten, um den damals verbotenen amerikanischen Radiosender zu hören. Und so wurde der Jazz tief in ihm verwurzelt.

Vom Johann zum Johnny

Als der Krieg vorbei war, blieben die Besatzungsmächte. Und Johann blieb seine Sehnsucht nach Jazz, Blues, Gospel und Country, der Musik der weißen Bevölkerung. Logisch – er schlug sich als Englisch-Übersetzer durch. Da er nunmehr von den Amerikanern immer Johnny gerufen wurde, blieb ihm diese Namensvariante bis heute. Und als Johnny versuchte er auch stets von den Amis eine der von ihm so sehr begehrten Blues-Aufnahmen zu ergattern.

Das Talent

Nach dem Besuch der Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt hatte Johnny einige gut bezahlte Stellungen, die er sich durch sein großes künstlerisches Talent und seine originellen Einfälle geschaffen hatte. Im Allgemeinen war er aber eher sehr zurückhaltend bei der Suche nach grafischen Aufträgen, da er zwar das Talent besaß, aber so gar nicht gerne malte.

Hot Club de Vienne

In dieser Zeit bewegte sich Johnny sehr viel in Künstlerkreisen und so auch im „Hot Club de Vienne“, dem späteren „Jazzland“. Als dieser Club mit größeren finanziellen Problemen einmal seine monatliche Miete nicht bezahlen konnte, half Johnny aus und wurde im Gegenzug zum Präsidenten des Vereines gewählt.
In dieser Eigenschaft begann er bereits seltene Jazzaufnahmen in kleinen Serien zu ca. 30 Stück auf Platte pressen zu lassen und an die Clubmitglieder zu verteilen.

Roots Records

Mittlerweile mit Evelyn, mit der er später noch 2 Söhne haben sollte, verheiratet. Gemeinsam mit ihr gründete er 1967 das Label „Roots Records“. Damit wurde erstmals in Österreich der traditionelle Blues auf Schallplatte gepresst. Neben seltenen amerikanischen Aufnahmen wurde auch auf österreichische Bands, wie z.B. Blue Grass Specials, nicht vergessen. Zwar musste das Label 1973 mangels Erfolges aufgegeben werden, aber Johnny hatte damit viel gelernt. Und vor allem hatte er Kontakte geknüpft, die für ihn noch sehr wertvoll sein sollten.
Außerdem sollten diese Aufnahmen auch einige österreichische Künstler beeinflussen, wie z.B. Al Cook oder die Worried Men Skiffle Group.

Paltram Records

1969 gründete Johnny Parth das Label „Paltram Productions“, auf dem vor allem auf österreichische Künstler Wert gelegt wurde. Er positionierte es auch als Mutterlabel von Roots Records.

Riki

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Evelyn heiratet Johnny 1980 Riki. Noch im selben Jahr kam Tochter Corinne zur Welt. 8 Jahre später folgte Bernadette, die heute selbst schon 2 Kinder hat.

Prä Document Records

Johnny Parth begann bereits Anfang der 1980er-Jahre mit der Inhaberin von Earl Records, Renate Herzog, zu vereinbaren, dass unter diesem Label die Serie „Archives“ mit alten Blues-Aufnahmen produziert wird. Es blieb bei 20 LP’s, da die Produktionskosten zu hoch und die Nachfrage zu gering war.
Zu dieser Zeit kam es auch mit Wolf Records zu einem ähnlichen Abkommen, allerdings mit einem ähnlichen Ergebnis.
Später folgte auch noch RST Records. Doch als Johnny sah, dass er so nicht weiterkommt, wurde Document Records geplant und umgesetzt.

Document Records

1986 begann Johnny’s großer Wurf. Der Plan war, alle Vorkriegsaufnahmen von Blues, Gospel und Jazz zu dokumentieren, so wie es in dem Buch „Blues and Gospel Records 1890-1943“ beschrieben war. Eine Aufgabe, an die außer Johnny niemand glauben konnte. Doch fasziniert, ja schon besessen, spielte plötzlich auch ein täglicher 16-Stunden-Arbeitstag keine Rolle mehr. Vorher allgemein belächelt, änderte sich dies nach den ersten Aufnahmen, die auch in ausgezeichneter Qualität zu hören waren. Und nun halfen auch seine guten Kontakte. So gelang ihm das scheinbar Unmögliche zu schaffen und die Einträge von „Blues and Gospel Records 1890-1943“ noch zu übertreffen. Er hatte das Gesamtwerk der Blues- und Gospelmusik, die vor dem II. Weltkrieg aufgenommen wurde, in chronologischer Reihenfolge auf CD wiederveröffentlicht und damit für Fans und Wissenschaftler gleichermaßen zugänglich gemacht und der Nachwelt erhalten.

Dies brachte ihn zu Ruhm und Ehren auf der ganzen Welt. So erhielt er in den USA als Europäer! die „Keeping the Blues Alive“-Auszeichnung. Auch in Österreich wurde es mit dem goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien anerkannt.
Und auch die Wiener Musik um die Jahrhundertwende lag Johnny am Herzen und wurde in einer eigenen Serie dokumentiert.
Doch im Jahre 2000 war Schluss. Johnny verkaufte Document Records mit allen Rechten und dem kompletten Lager an Gary and Gillian Atkinson aus Großbritannien. Leider mit erheblichem Verlust.

Basilisk Records

In Zusammenarbeit mit Ernst Weber entstand in den letzten Document-Records-Jahren Basilisk Records. Ein Label, auf dem ausschließlich die frühe Wiener Volksmusik erschienen ist und dem eine Nähe zum Volksliedwerk nachgesagt wird.

Heute

Nachdem es 2000 auch eine weitere Trennung gab – nämlich die Scheidung von seiner Frau Riki, lebt Johnny heute zufrieden in Floridsdorf in Wien. Mit seinen 90 Lebensjahren ist er ungemein aktiv. Er geht täglich (bei jedem Wetter) im schnellen Schritt 2 Stunden spazieren, lebt allein und macht sich daher den kompletten Haushalt einer stets piekfein aufgeräumten Wohnung selbst. Er hat sogar nach einer Augenoperation wieder zu malen begonnen.
Und es gibt eine neue Liebe: Valerie Kirchoff. Und das kam so:
Am 30.01.2019 war Johnny zu Besuch bei seiner Tochter Bernadette. Der abendliche Heimweg führte im beim „Jazzland“, bei dem er lebenslang freien Eintritt hat, vorbei. Kurz entschlossen ging er hinein, um sich die auf dem Plakat angekündigte und für ihn unbekannte amerikanische Sängerin Valerie Kirchoff anzuhören. Als er auf seinem Stammplatz in der ersten Reihe, direkt vor dem Podium, Platz genommen hatte, kam Valerie auf ihn zu und fragte, ob er Johnny Parth sei. Als er bejahte fiel sie ihn um den Hals und erklärte, dass sie schon lange versuchte ihn zu treffen.
So lernten sie sich kennen und bis heute ruft Valerie, die in Amerika nahe New Orleans ein schönes Haus mit einem Teich voller Seerosen bewohnt, jeden Sonntag bei ihm an und wünscht sich sehnlichst, dass Johnny zu ihr ziehen möge.

Ja Johnny, bleibe gesund und zufrieden. Das wünschen Dir Alle die Dich kennen von ganzem Herzen.

Robert Wiaderni gemeinsam mit Rosita S. Romano
nach einem Gespräch mit Johnny Parth
Ende September 2020

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