geboren am 14.05.1944 in Wien
gestorben am 18.07.2016 in Baden bei Wien
Als am 14.Mai 1944 Sigi Maron in Wien das Licht der Welt erblickte, konnte man noch nicht ahnen, dass dies die Geburtsstunde eines der wenigen Gewissen Österreichs war. Vorerst einmal wuchs Sigi mit seinen sechs Geschwistern in der schönen Wachau, in Gneixendorf nahe bei Krems/Donau, auf Mit 10 Jahren übersiedelte er in das Gymnasium im Zisterzienserkloster Schlierbach – dem Wunsch seiner Mutter folgend sollte er Priester werden – und nur 2 Jahre später spielte eine Kinderlähmungserkrankung Schicksal. 1957 wird daher die Waldschule in Wr. Neustadt (eine Sonderschule für Körperbehinderte) für 2 Jahre sein persönliches Ausbildungszentrum. Da seine linke Hand besonders trainingsbedürftig war, erhielt er ungefähr zur selben Zeit eine Gitarre. Damit spielte sich Sigi quer durch die Musik seiner Zeit (Ted Herold, Elvis Presley, Ricky Nelson etc.).
1959 erfolgte der Wechsel in die Handelsakademie, die 1963 mit der Matura abgeschlossen wurde. Mit dem Wechsel ins Berufsleben (Buchhalter in einem Kurheim) kommt auch der Einstieg in eine Kommerzband, die „Bats“. Aber bereits in dieser Zeit beginnt Sigi kreativ zu werden. Begonnen hat es mit Gedichten, aber schon bald kamen die ersten Lieder, wie z.B.“ Urlaub in Baden„, in dem die Kurgäste Ziel seiner treffenden Häme waren.
1968 heiratet Sigi Maron und diese Interessensverlagerung war auch der Grund für sein langsames Ausscheiden aus der Band. Es war auch ein Baby unterwegs und 1969 wurde Sigi stolzer Vater seiner Tochter Karin. Mindestens ebenso glücklich machte ihn 1973 die Geburt seiner Tochter Nina.
Zu dieser Zeit beginnt Sigi mit Live-Auftritten in diversen Klubs mit eigenen Liedern und Gedichten. Welch brillanter und funkelnder Geist sich hinter seinen anklagenden bis liebevollen, traurigen bis streitbaren Texten verbirgt, scheint zu dieser Zeit schon über die Stadtgrenze Badens hinausgedrungen zu sein. Peter Turrini, mit dem Sigi einst einen gemeinsamen Auftritt hatte, informierte 1975 begeistert André Heller von diesem außergewöhnlichen Barden. Daraufhin kontaktierte André Sigi und vermittelte ihn zu Peter Wolf, wo seine erste LP (schön is‘ das leb‘n) innerhalb von 3 Tagen auf Kosten Hellers entstand. Nach Fertigstellung bestätigte sich wieder einmal Andre Hellers Weitblick, denn mit Sigi Maron war er seiner Zeit wieder weit voraus. Ein ganzes Jahr lang versuchte Andre die fertige Produktion bei einer Plattenfirma unterzubringen, bis endlich Ariola zugriff. Natürlich blieb Sigi Maron in der Folge diesem Label treu. Aber es sollte sich lohnen. Ab diesem Zeitpunkt hat Sigi jährlich gut 100 Live-Auftritte.
Natürlich war Sigi Maron auch bei der Besetzung der Wiener „Arena“ mit dabei. Dort lernte er die Schmetterlinge kennen, die seine nächsten beiden LP’s (1978 und 1979) produzierten.
1980 geriet Sigi in Linz, nach einem Auftritt in Urfahr, in eine Demonstration. Da er seine Gitarre dabeihatte, wurde halt munter darauflosgespielt. Diese Lieder sind, mit der gesamten Demonstration im Hintergrund, mitgeschnitten worden und als Live-LP veröffentlicht. Im selben Jahr erschien auch das von Sigi verfasste Lesebuch „Wolkenschlepper“.
In der Folge lernte er anlässlich eines Konzertes den englischen Produzenten Bob Ward kennen, der ihn spontan einlud seine nächste LP in London aufzunehmen. Und so war Sigi Maron der erste Österreicher, von dem in England eine Platte im Wiener Dialekt („5 vor 12″) produziert wurde. Nach dieser, 1981 erschienenen, LP setzte sich Sigi auch 1982 ins Flugzeug nach London, um die LP „Der Tag is net wie“ einzuspielen. Nach einer Schaffenspause von 2-3 Jahren machte Sigi Maron mit Konstantin Wecker den Film „Atemnot“ (die Aufarbeitung des „Arena“-Spektakels) und dabei beschlossen beide Sigi’s nächste LP in Weckers neuem Studio, das aber noch nicht fertiggestellt war, aufzunehmen. Als es dann so weit war, reiste Sigi Maron nach München-Giesing und es entstand 1985 die LP „Unterm Regenbogen“, die auch den Nr. 1-Hit „Geh no net furt“ enthielt.
Nach einigen weiteren Produktionen erkannte Sigi Maron 1992 das Ende der Vinyl-Ära. Nachdem auch seine Stimmbänder schon erheblich in Mitleidenschaft gezogen waren und er selbst schon etwas müde von den unzähligen Auftritten und dem Stress des Produzierens war, beschloss er das Ende seiner Karriere und brachte, um seine vielen noch nicht veröffentlichten Lieder unterzubringen, ein Abschieds-Doppelalbum („Liib Haimadland Adee„) heraus.
Schade, dass uns der oftmals unbequeme, aber immer ehrliche und treffende Sigi Maron nicht mehr an seiner Gedankenwelt teilhaben lässt, aber natürlich geht seine Gesundheit bevor. Aber er war und ist ein Stück österr. Musikgeschichte und hat eine kaum zu schließende Lücke hinterlassen.
Robert Wiaderni
nach einem Gespräch mit Sigi Maron
Ende 1993
Leider hat uns Sigi Maron am 18.07.2016 für immer verlassen. Seine so treffsicher kritischen Texte werden aber weiterleben und unser aller Gewissen bleiben.