Rudolf SIECZINSKI
Librettist, Schriftsteller, Wienerlied-Komponist
geboren am 23. Februar 1879 in Wien
gestorben am 05. Mai 1952 in Wien
beerdigt auf dem Hietzinger Friedhof (Gruppe 65, Reihe 2, Nr. 10)
Auszeichnungen, Ehrungen
– 1935: Offizierskreuz des österreichischen Verdienstordens
– 1948: Ehrenring der Stadt Wien
Dr. Rudolf Sieczinski – geboren am 23. Februar 1879 in Wien [nach anderen Quellen in Krakau], gestorben am 5. Mai 1952 in Wien, Schriftsteller und Komponist. Er studierte in Wien Jus und war nach dem Studium Beamter der Niederösterreichischen Landesregierung. Das Wienerlied “Wien, du Stadt meiner Träume”, auch unter dem Refrainanfang “Wien, Wien nur du allein” bekannt, gehört zweifelsohne zu den populärsten und meist gespielten Wienerliedem, und ist nicht nur in Wien und Österreich, sondern auch in der übrigen Welt bekannt und beliebt geworden. Es ist daher wert, über dieses bekannte Wienerlied mehr zu sagen. Diese Komposition wurde laut Übereinkommen, mit dem Urheber Dr. Rudolf Sieczinski, vom Verlag Adolf Robitschek in Wien am 21. März 1914 erworben. Schon in den ersten Jahren der Drucklegung erfreute sich dieses Lied, – natürlich – erst in Wien, allgemeiner Beliebtheit und konnte seinen Siegeszug in das Ausland begreiflicherweise erst nach dem Ende des ersten. Weltkrieges antreten.
Schon 1919 wurde “Wien, Wien nur du allein…” für England, die Dominien und Kolonien subverlegt. 1920 erschien dieses Werk in englischer Sprache in den USA und Kanada. In den folgenden Jahren erfolgten Abtretungen nach Frankreich, der Schweiz, Griechenland, Italien, Polen, Brasilien und die restlichen südamerikanischen bzw. lateinamerikanischen Staaten und schließlich erfolgte die Verbreitung dieser Melodie auch im Kaiserreich Japan. Die Beliebtheit dieser Melodie erscheint auch dadurch erwiesen, daß sie bei offiziellen Anlässen im Ausland als Begrüßungsmelodie für österreichische Gäste gespielt wird. Man kann ruhig sagen, daß diese Komposition durch die unermüdliche Propagandatätigkeit des Verlages nicht nur über 80 Jahre zu einem Standardwerk gehört, sondern vielfach als Volkslied angesehen wird. Welche Umstände dazu beigetragen haben, daß dieses Wienerlied sich allgemeiner Beliebtheit erfreut, sind vielseitig und es haben sich begreiflicherweise, wie bei vielen Erfolgsnummern, Legenden gebildet. Eine davon besagt, daß dieses Lied schon vor 1914 in einem Wiener Heurigen entstanden sein soll, wobei als Urheber verschiedene Vermutungen und Namen aufgetaucht sind.
Dazu schreibt Peter Wehle in seinem Buch ”Singen sie wienerisch?”, ” Hofrat Rudolf Sieczinski hat sich selbst den Text geschrieben, der weit vom Wiener Dialekt entfernt ist:
Dann hört ich aus weiter Ferne ein Lied,
das klingt und singt, das lockt und zieht …
oder
Wenn sehnend ein Arm mich umschlingt,
wenn heimlich und leis’ der Heimat zum Preis
ein Straußischer (!) Walzer erklingt …
Das kommt doch aus einer ganz anderen Sphäre. Aber dann die großartige Musik, der große Bogen, den er uns als Komponist geschenkt hat! Kann man ihn überhaupt als Komponisten unter die schöpferischen Künstler einreihen? Er hat später noch viele Wienerlieder geschrieben, von denen sich kein einziges durchsetzen konnte, von denen keines auch nur halbwegs bekannt wurde. Nur sein Opus eins, das er, abweichend von der Lied-Zeile “Wien, du Stadt meiner Träume” betitelt hat war die große Ausnahme – warum eigentlich? Es ist noch in unseren fünfziger Jahren als die “Lili Marlen” des Ersten Weltkrieges bezeichnet worden. Im Zusammenhang mit diesem herrlichen Lied wird viel Unsinniges kolportiert, man hört von verschiedenen Seiten Gerüchte, aber man kann niemanden festnageln, man stößt nur auf zuckende Achseln und kann nichts beweisen; darum sei mit allen Vorbehalten weitergegeben, daß angeblich in den zwanziger Jahren ein Musiker beim Herrn Hofrat erschienen sei, der ihn gebeten habe, an den Tantiemen beteiligt zu werden, weil es doch sein musikalischer Einfall gewesen sei, den er dem Herrn Hofrat zur Verfügung gestellt habe. Der Musiker sei aber, wie es im Amtsjargon heißt, abschlägig beschieden worden, und so sei die Affäre im Sand verlaufen. Wenn auch nur ein Körnchen Wahrheit hinter diesem Gerücht steckt, wäre dadurch erklärlich, warum diesem Welterfolg auch nicht der kleinste Nach-Erfolg gefolgt ist”. Soweit Peter Wehle.
Wie gesagt, dies sind legendäre Erzählungen und man kann sich nur auf die nachweislichen Unterlagen stützen. Jedenfalls ist anzunehmen, daß auch in weiterer Zukunft die Popularität von “Wien, Wien nur du allein ” weiter bestehen wird.
Aus dem schriftstellerischen Schaffen des Wirklichen Herrn Hofrates seien genannt: “Sittengeschichte mit Humor” (1946), “Wiener Lied, Wiener Wein, Wiener Sprache” (1947), “Alt-Wiener Volkskomiker” (1947) und “Seltsame Leute im einstigen Wien” (1949).
Alexander Sieghardt
aus dem Buch von Peter Wehle: “Singen Sie wienerisch“
Titel | Text | Musik |
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