Julius Brammer wird am 9. März 1877 in Sehraditz geboren, besucht die Realschule und wird Schauspieler. Seine Theaterkarriere beginnt er als komischer Liebhaber am Gärtnerplatztheater in München. Später wechselt er an das Theater an der Wien, wo er in kleineren Rollen auch bei Operettenaufführungen mitspielt und mit dem von ihm verehrten Operettenstar Alexander Girardi (1850-1918) gemeinam auf der Bühne steht. Brammers Verehrung für Girardi führt später dazu, dass er nach dessen Tod einen großen Teil seines Nachlasses, darunter zahlreiche wertvolle Gemälde und über 400 theaterhistorische Broschüren und Programmhefte, erwirbt.
Ab 1908 ist er fast nur mehr als Bühnenschriftsteller tätig und verfasst zahlreiche Textbücher für Operetten von Leo Ascher, Edmund Eysler, Leo Fall, Emmerich Kalman, Robert Stolz und Oscar Straus. Gemeinsam mit Alfred Grünwald bildet Julius Brammer die damals sogenannte Firma „Brammer-Grünwald“, eine Libretti-Werkstatt mit enormer Produktivität. In dieser Zusammenarbeit ist Julius Brammer meist für die Handlungsidee und die Dialoge und Alfred Grünwald für die Gesangstexte veranwortlich. Als Handlungslieferant ist Julius Brammer damit einer der führenden Librettisten der silbernen Wiener Operette.
Als Jude muss er nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 mit seiner Frau nach Paris ins Exil. Seine drei Schwestern und sein Bruder werden deportiert und ermordet. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg flieht er in den unbesetzten Teil des Landes, an die Côte d’Azur, wo er am 18. April 1943 im mondänen Badeort Juan-les-Pins stirbt.
aus dem Operetten-Lexikon
Dankenswerterweise von Herrn Prof. Walter Schwanzer zur Verfügung gestellt: