AUFLAUF

AUFLAUF

eine politische Folk-Rock-Band
gegründet: 1976

Besetzung:
Georg Albert (voc, pia, git, synt)
Wolfgang Grünzweig (voc, git, bj, harp)
Helmut Grössing (dr, perc, viol)
Fritz Schindlecker (voc)
Gerhard Krill (fl)
Gerhard Wunderl (voc, bg, git)

Dieser Auflauf liegt schwer im Magen

Man nehme ein Thema, das einem schon lange „aufstößt”, schneide es in gleichlange Verse, lasse jedes Gruppenmitglied seinen Senf dazugeben und überbacke das Ganze mit Rock-tat-a. Serviert wird dieser „Auflauf” auf der Platte der Gruppe gleichen Namens, die nach schweiß-treibender Fertigstellung des Ohrenschmauses eine Binsenweisheit — die nicht nur in der Küche gilt — zum Titel nahm: „Nix verändert sie von söba.” Doch die sechs jungen Wiener Musiker würden ihrem „Nomen” gerne auch nach der zweiten möglichen Interpretation zum „Omen” machen: Menschenaufläufe bei ihren Auftritten beispielsweise, sollte es geben.

Da entstand also wieder eine neue Wiener Gruppe, die sich hauptsächlich dem Dialektlied verschrieben hat. Doch halt! Voreilige Schlüsse sind hier nicht angebracht. Georg Albert (27), Lehrer von Beruf, sowie die Studenten: Helmut Grössnig (21), Wolfgang Grünzweig (23), Fritz Schindlecker (25), Gerhard „Equo” Wunderl (26) und Gerhard Krill (24) schwimmen nicht deshalb auf den letzten Ausläufern der Dialektwelle, weil sie hoffen, sie könnte wieder einmal zur Woge werden, sondern weil sie, wie es Helmut Grössnig offen sagt, die Texte einfach in der Alltagssprache besser formulieren können. Ihr Ziel, die Musik als Einstieg zu Diskussionen, als Mittel, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, einsetzen zu können, kann so besser erreicht werden.

„Wir träumen nicht vom großen kommerziellen Erfolg”, sagt Helmut Grössnig realistisch, „wir wollen nur für möglichst viele Leute deren Interessen und Probleme artikulieren.”

Für den „Spead-Freak-Franz” beispielsweise, der glaubt, per Rauschmittel sein Inhaltsloses Leben ändern zu können, für den Rentner Mayer, der die plötzlich verdoppelte Miete trotz größtem Ärger ohne Murren zahlt, und die Frau Huber, die glaubt, ihr Bewußtsein per Fernsehen erweitern zu können! Für sie alle steht der Refrain des Titelsongs: „Nix verändert sie von söba.” Weiters formulieren „Auflauf” die Gedanken eines „richtigen Mannes”, eines Angestellten, der dem „Herrn Direktor” einiges zu sagen hat, zeigen eine ganz spezielle Art von „Tierfreunden” auf und analysieren das „Unterbewußtsein”.

In gute Rock- bis Folk-Rhythmen gekleidet, wirken die Texte kein bißchen „g’spreizt” und krampfhaft-belehrend, sondern in ihrer Ehrlichkeit überzeugend. Der Schuß Humor und ein Schuß Sarkasmus sind richtig verteilt. Die LP wurde übrigens im „Schmetter-Sound”-Studio aufgenommen, die „Schmetterlinge” streckten die Kosten vor. Vertrieben wird die LP von „Auflauf” selbst unter der Adresse: Mollardgasse 45/36, 1060 Wien. Die Gruppe ist übrigens am 18. November in „Ohne Maulkorb“ zu sehen.

aus der Zeitung „AZ“ vom 06.11.1978

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